Ahrweiler soll leuchten!

Veröffentlicht am 4. Januar 2022

Die Spuren der Flutkatastrophe aus dem Sommer sind in Ahrweiler noch allgegenwärtig. Nur dank zahlreicher Helfer ist es möglich, dass die Altstadt, Stadtmauer und Stadttor jetzt in vorweihnachtlichem Lichterglanz erstrahlen.

Nikolaus-Tag 2021, 13:00 Uhr: BFW-Geschäftsführer David Huber ist auf der A61 von Frankfurt/M. kommend im Norden von Rheinland-Pfalz unterwegs. Auf einmal streift sein Blick nach rechts, er sieht ein Schild, das auf die Ausfahrt Neuenahr-Ahrweiler hinweist. Ahrweiler - da war doch was? Und kurz entschlossen lenkt er nach rechts, um die Ausfahrt nicht zu verpassen. „Danach“, sagt Huber, „lief alles nur noch wie im Film ab.“

Irgendwie passend, schließlich hatte er zuvor in Frankfurt in einem Fernsehstudio zu tun. David Huber erinnert sich: „Ich stehe vor dem Stadttor in Ahrweiler. Zum ersten Mal seit der Flutkatastrophe im Sommer diesen Jahres. Und ich bin fassungslos. Das, was ich sehe und rieche, schockiert mich, jetzt, fast ein halbes Jahr danach. Ich nehme meine Kamera in die Hand und fotografiere das Stadttor, die Stadtmauer. Ich fotografiere das Licht. Und genau das ist das, was mich hierher geführt hat – das Licht. Denn während in ganz Deutschland die Städte im weihnachtlichen Lichterglanz erstrahlen, bleibt Ahrweiler dunkel. Nicht, weil man das so will, sondern weil es gar nicht möglich ist, die Stadt zu schmücken. Die Flut hat alles mitgenommen: Es gibt nirgendwo Leuchtmittel, keine Lichterketten, keinen Weihnachtsschmuck mehr. Ahrweiler bleibt mitten in Deutschland dunkel. Menschen, die ohnehin vom Schicksal schwer getroffen sind, sehen nicht mal in dieser Zeit ein Licht.

Michaela Rietz wohnt mitten in diesem Gebiet. Auch sie wurde persönlich von der Flut nicht verschont. Dennoch geht sie jeden Tag durch die Stadt und sieht die müden, verzweifelten Menschen. Sie spürt die Mutlosigkeit, das Leid der Menschen, das fast nie ausgesprochen wird. Und sie packt an: Sie schreibt einen ergreifenden Bericht auf den sozialen Plattform. Und sie nutzt ihr Netzwerk, schreibt Unternehmen an – und plötzlich geht es los. Ein Unternehmer schickt zwei Sattelzüge voller Leuchtmittel, das Stadttor kann jetzt geschmückt werden. Die von der Flut schwer getroffene Fußgängerzone beginnt zu leuchten. Ich stehe am Stadttor, beobachte die Szenerie: Die ehrenamtlichen Helfer sind dabei, die gespendeten Leuchtmittel zu verarbeiten. Es wird fleißig gearbeitet. Mitten drin sehe ich die Frau wieder, die vorhin an meinem Auto vorbeiging.

Mein Presseausweis im Auto, das ein norddeutsches Kennzeichen trägt, hat sie neugierig gemacht. Wir kommen ins Gespräch – und sie berichtet, dass sie nur durch ein Wunder und dank eines aufmerksamen Nachbarn noch am Leben ist. Das ist aber auch alles, was sie retten konnte – ihr Leben. Sie hat das ganze Leben gearbeitet und nun hat sie nichts mehr. Man spürt das Leid und den Kummer und dennoch freut sie sich von Herzen, dass ihre Stadt jetzt zu leuchten beginnt. Nun leuchtet Ahrweiler tatsächlich auch – und dieses Licht gibt Hoffnung. Hoffnung darauf, dass diese Stadt wieder aufgebaut wird, dass wieder Leben in die Stadt einzieht und die Katastrophe überwunden werden kann. Das bedeutet aber auch, dass die Aktion „Ahrweiler soll leuchten“, keine Eintagsfliege sein bzw. bleiben darf, sondern als Startschuss für den Wiederaufbau gesehen werden muss.“ Sie wollen den ehrenamtlichen Helfern beim Helfen helfen? Dann kontaktieren Sie vor Ort in Ahrweiler:

Michaela Rietz
Tel. 0170/ 9456528
Bad Neuenahr-Ahrweiler

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