Vergiftung durch Kamine und Öfen?

Veröffentlicht am 4. Januar 2022

Jeder vierte Haushalt in Deutschland betreibt einen offenen Kamin, Kaminofen oder Kachelofen. Die CO-Vergiftungsgefahr wird häufig unterschätzt, kann jedoch zu gesundheitlichen Langzeitschäden führen. Foto: Maurizio Gambarini

Mit Beginn der Kamin- und Ofenzeit steigt jährlich die Gefahr einer Vergiftung durch Kohlenmonoxid (CO) in den eigenen Wänden. Besonders fatal: Die Beschwerden einer CO-Vergiftung ähneln anfangs denen einer normalen Erkältung. Betroffene werden dann oft mit Grippe-Medikamenten versorgt oder auf COVID-19 getestet. Zuhause legen sie sich schlafen, wo die lautlose Gefahr auf sie wartet. Einige wachen danach nicht mehr auf, andere tragen gesundheitliche Schäden davon.

Die Langzeitfolgen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung sind vielfach unbekannt. So erleiden 10 Prozent aller Vergifteten innerhalb von 56 Monaten einen Herzinfarkt, während etwa ein Drittel der mäßig bis schwer vergifteten Patienten Herzfunktionsstörungen aufweist. Auch Psychosen bis hin zu Lähmungen und Parkinson kommen immer wieder vor. Auffällig ist eine erhöhte Langzeitsterblichkeit von rund 8,4 % im Vergleich zur Kontrollgruppe mit rund 1,6 %.

Jeder vierte Haushalt in Deutschland betreibt einen offenen Kamin, Kaminofen oder Kachelofen. Verstopfte und blockierte Abgasrohre und Schornsteine, eine mangelnde Wartung oder die unsachgemäße Nutzung können lebensbedrohliche CO-Konzentrationen verursachen.

Unsichtbares Kohlenmonoxid

„Wenn jemand z.B. bereits bewusstlos ist, stellen wir bei einem Notruf oft erst beim Eintreffen vor Ort fest, dass eine gefährliche Kohlenmonoxid-Belastung in der Wohnung vorliegt. Denn Feuerwehren und Rettungsdienste tragen in der Regel ein mobiles CO-Messgerät zum Zwecke des Arbeitsschutzes bei sich, das in einem solchen Fall sofort Alarm schlägt“, weiß Dr. Holger Wißuwa vom Bundesverband Ärztlicher Leiter Rettungsdienst aus Erfahrung. „Das Gefährliche an Kohlenmonoxid ist, dass es unsichtbar ist und man es weder riecht noch schmeckt. Ein fest installierter CO-Melder ist daher die einzige Möglichkeit für die Bewohner, die Gefahr rechtzeitig zu erkennen“, ergänzt Dr. Wißuwa.

Zum Schutz vor einer lebensgefährlichen Kohlenmonoxid-Vergiftung empfehlen Feuerwehren und Schornsteinfeger allen Eigentümern und Betreibern von Kaminen oder Kachelöfen CO-Melder zuhause zu installieren. Diese warnen rechtzeitig vor dem tödlichen Gas, das auch durch Wände oder Betondecken dringen und sich unbemerkt im Haus verteilen kann.

CO-Melder installieren

Ein Kohlenmonoxid-Melder gehört zunächst in den Raum, in dem sich Kamin oder Ofen befinden, um eine erhöhte Konzentration des gefährlichen Atemgifts rechtzeitig zu erkennen. Idealerweise sollten die Warnmelder aber auch in allen Räumen installiert werden, in denen sich Personen längere Zeit aufhalten, wie Wohnzimmer, Arbeitszimmer und Schlafzimmer.

CO-Melder sind jedoch kein Ersatz für Rauchwarnmelder. Sie dienen nicht der Erkennung von Brandrauch und dürfen deshalb nicht anstelle von Rauchwarnmeldern zur frühzeitigen Warnung vor Wohnungsbränden eingesetzt werden.

Löst ein CO-Melder Alarm aus oder es gibt einen anderen, offensichtlichen Hinweis auf eine akute Vergiftung, raten Experten zu folgendem Verhalten:

• Öffnen Sie Türen und Fenster, sofern möglich

• Verlassen Sie umgehend das Gebäude mit allen in der Wohnung anwesenden Personen

• Nehmen Sie Ihr Mobiltelefon mit

• Rufen Sie Feuerwehr und Rettungsdienst unter dem Notruf 112

• Warten Sie draußen auf die Einsatzkräfte

• Informieren Sie nach Möglichkeit weitere Bewohner Ihres Hauses, Nachbarn über die Gegensprechanlage oder telefonisch bzw. persönlich

Über die Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen:

Die Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen wurde 2018 gegründet. Zu den Mitgliedern gehören der Deutsche Feuerwehrverband, der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks, die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes, der Bundesverband der Ärztlichen Leiter Rettungsdienste, die Bundesvereinigung der Arbeitsgemeinschaften der Notärzte Deutschlands, der Bundesverband Sicherheitstechnik sowie Hersteller von Kohlenmonoxid-Meldern.

Ziel der Initiative ist es, die Öffentlichkeit über die Gefahren von Kohlenmonoxid zu informieren und die Zahl der CO-Vergiftungen deutlich zu verringern. Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen „CO macht K.O. – Schütze dich vor Kohlenmonoxid!“

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

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