Wohnen im Alter – in Ruhe planen

Veröffentlicht am 1. Juni 2021

Wie wohnen im Alter? In einer repräsentativen Online-Befragung wurden im Auftrag der Postbank zwischen dem 19. Februar und 2. März 2021 insgesamt 1.500 Befragte ab 18 Jahren interviewt (Foto: 1599 Postbank / © AndrewLozovyi)

Gut zwei Drittel der deutschen Immobilienbesitzer, die über 60 Jahre alt sind, wollen sich auch langfristig nicht von ihrem Wohneigentum trennen, so eine Umfrage von Postbank Immobilien. Doch wie lange ist ein selbstbestimmtes Leben in Haus oder Wohnung möglich? Auch wenn viele Argumente für einen Umzug sprechen, will ein Großteil der älteren Menschen ihr Wohneigentum nicht aufgeben. Wer rechtzeitig plant, kann seine Wohnsituation bis ins hohe Alter selbst gestalten.

Die Kinder sind längst aus dem Haus, die Wohnfläche ist viel zu groß und die Bewirtschaftung des Gartens wird beschwerlicher. Noch sind die Treppenstufen ins Obergeschoss keine unüberwindbaren Barrieren, aber wie lange noch? Während jeder zweite unter 40-jährige Immobilieneigentümer und -Erbe (50 Prozent) seine Immobilie veräußern will, haben nur knapp 17 Prozent der über 60-Jährigen Verkaufsabsichten. 70 Prozent der über 60-jährigen Eigenheimbesitzer und -Erben planen auch langfristig nicht, ihre Häuser und Eigentumswohnungen zu verkaufen. Und knapp jeder Zweite in dieser Altersgruppe (43 Prozent) möchte seine Immobilie dauerhaft selbst bewohnen. In den meisten Fällen (44 Prozent) handelt es sich dabei um ein frei stehendes Einfamilienhaus. „Auch wenn die Menschen ihren Ruhestand immer länger bei guter Gesundheit genießen können, sollten sie die persönliche Wohnsituation rechtzeitig überprüfen und sich bewusst machen, welche Wünsche sie an das Wohnen in diesem Lebensabschnitt haben“, rät Florian Schüler von Postbank Immobilien.

Fit für die Zukunft?

Zentrales Merkmal eines zukunfts- und altersgerechten Wohnraums ist, dass er möglichst barrierefrei gestaltet ist. Das heißt, dass Bewohner ihn später auch bei eingeschränkter Beweglichkeit gefahrfrei nutzen können und keine Treppen oder Schwellen überwinden müssen. „Die meisten neu gebauten Wohnungen sind barrierefrei angelegt, mit schwellenlosem Eingangsbereich, Aufzug und ebenerdiger Dusche“, ergänzt Florian Schüler. Doch nicht nur der Wohnraum ist entscheidend – auch das Umfeld muss passen, um möglichst lange eigenständig wohnen zu können. So sollten Einkaufsmöglichkeiten für tägliche Besorgungen, eine Apotheke und der Hausarzt fußläufig oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. In dünn besiedelten Regionen oder am Stadtrand erfüllt die Infrastruktur diese Anforderungen oft nicht oder sie verschlechtert sich zusehends. „Niemand kommt gern in Zugzwang, aber sind die Treppen im Eigenheim erst einmal ein unüberwindbares Hindernis, muss meist schnell eine Lösung her. Dann geht es oft nicht ohne Abstriche bei den Wünschen an die Wohnung oder das Umfeld, auch wenn die Vorstellungen vom Wohnen im Alter anders waren“, sagt der Postbank Immobilien Experte. „Für die Immobiliensuche sollten Eigenheimbesitzer deshalb ausreichend Zeit einplanen, um die richtige Immobilie zu finden, denn die Angebote an barrierefreiem Wohnraum sind knapp und begehrt.“

Sanieren statt abreißen

Eine alte Immobilie abreißen und komplett neu bauen? Erben und Neueigentümer sollten sorgfältig abwägen. Eine Modernisierung ist meist die günstigere und vor allem die umweltfreundlichere Alternative. 24,9 Millionen Wohngebäude wurden zwischen 1950 und 1969 errichtet und gehen nach und nach in die Hände neuer Bewohner über. Auf neue Eigentümer kommt die Frage zu, wie sie Bungalow oder Siedlungshäuschen für ihre Bedürfnisse umwandeln können. Soll das alte Gebäude einem Neubau weichen? Eigentümer sind gut beraten, genau zu kalkulieren. Dabei geht es nicht nur um Kosten, sondern auch um die CO2-Bilanz. Bei Abriss und Neubau ist der Energieeinsatz erheblich höher als bei einer Altbaumodernisierung. Denn die neuen Baustoffe herzustellen und zu transportieren entspricht bis zu 30 Jahren der Betriebsenergie der Immobilie.

Energetisches Update

„Bei der Bewertung der Energiebilanz geht es um den gesamten Lebenszyklus des Hauses“, erklärt Jan Ebert von der BHW Bausparkasse. „Wer einen Altbau erneuert, betreibt aktives Recycling und leistet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.“ Um ein betagtes Einfamilienhaus auf Energieeffizienz zu trimmen, geben Hausbesitzer für die Wärmedämmung einer Fassade ca. 90 bis 150 Euro je qm aus. Oft sind auch Elektroinstallationen und alte Rohre zu ersetzen. Nach Angaben des Verbands Privater Bauherren (VPB) summieren sich die Nettokosten für eine komplette Sanierung auf 1.500 bis 2.000 Euro pro qm Geschossfläche. Eigentümer sollten daher einen Energieexperten oder Bausachverständigen hinzuziehen. Für die Finanzierung können Sanierer unter anderem auf Zuschüsse und zinsgünstige Kredite zugreifen.

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