Veröffentlicht am 18. Dezember 2022
Die bei diesem Prototyp eines Einfamilienhauses, das in Modulbauweise nach dem PMF-Konzept errichtet wurde, gewählte Holzverkleidung passt das Gebäude auch optisch ideal der natürlichen Umgebung an. (Foto: PMF Housing)
Sie sind eine Gruppe Gleichgesinnter, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Bauen in Deutschland wieder preiswert und bezahlbar zu machen. Der Preisexplosion bei den Materialkosten, dem Facharbeitermangel und indirekt damit auch den gestiegenen Finanzierungszinsen haben sie den Kampf angesagt. Sie alle sind ausgewiesene Experten in ihren Bereichen und seit Jahren und Jahrzehnten tagtäglich mit den An- und Herausforderungen der Branche konfrontiert. Ganz egal, ob Ein- oder Mehrfamilienhaus, Flachdachbungalow oder mehrgeschossige Wohngebäude, Tiny-House oder aber Container-Wohnanlagen.
Das neu formierte Experten-Team geht dabei neue Wege, verbindet Bewährtes mit den neuesten Materialien und schafft so Innovationen, die die Bau- und Wohnungswirtschaft zum Umdenken animieren soll. „Unser Ziel ist es, Häuser zu bauen, die unter Einhaltung aller baurechtlichen Vorschriften und energieeffizienten Vorgaben einen Quadratmeterpreis von deutlich unter 2.000 Euro ermöglichen“, sagt Andreas Mohr, Geschäftsführer des Start-Up-Unternehmens PMF Housing GmbH aus Würselen in NRW. Ein erstes Projekt haben er und sein Team im niedersächsischen Stade bereits in Angriff genommen: Ein Einfamilienhaus, das in Modelbauweise errichtet wurde und als Basis für die in Vorbereitung befindliche serielle Produktion dienen soll. „Dabei wollen wir allerdings künftig noch weitere kostenreduzierende Innovationen in die Fertigung und Ausgestaltung der Gebäude einfließen lassen“, verrät Mohr weiter.
Grundlage seines Konzeptes ist stets der Rohbau. Dabei wird die konventionelle Holzrahmenbauweise einzigartig optimiert: Die Grundstruktur des Wandmoduls besteht aus einem stabilen Holzrahmen mit Querstreben und abgetrennten Fächern. Diese sind mit einem dreidimensionalen Spezialgewebe ausgekleidet, das die Form für die spätere Ausschäumung mit Polyurethan-Hartschaum bildet. Die Stärke der Wand variiert je nach erforderlicher Dämmung, wobei bereits bei einer Wandstärke von nur 21 cm eine sehr hohe Stabilität und KfW-Standard erreicht. Dieses Bauprinzip wird für alle Wand-, Dach- und Bodenelemente angewendet. Der spätere Innenausbau erfolgt dabei mit versteiften Gipskartonplatten.
Kaum noch Wärmeverlusteund Energieautarkie
Dank einer speziellen Dünnschichtisolierung, die es zwar schon seit einigen Jahren gibt, die aber trotz globaler Verbreitung in Deutschland noch weitestgehend unbekannt ist, erfüllt das Gebäude die Anforderungen eines KfW 40 Hauses mit Leichtigkeit und sorgt dafür, dass die Kombination aus Rohbau und Innenausbau so gut wie keine Wärmeverluste mehr erfährt. Die Dünnschichtisolierung ist ebenfalls eine deutsche Innovation und wird von der Firma MIG aus Salzkotten in NRW hergestellt. Um kostenintensive Heiztechnologie einzusparen, favorisieren die Macher bei ihrem Projektvorhaben eine wasserlose Heizung und setzen auf Infrarot-Heizelemente – eine Variante, wie sie auch von Prof. Timo Leukefeld vom Zukunftsinstitut in Frankfurt/M. bevorzugt wird. Der Entwickler vernetzter energieautarker Gebäude betrachtet zukünftiges Wohnen, Energiefragen und Mobilität aus dem Blickwinkel energetischer Versorgung und Unabhängigkeit.
Für den Begriff „energieautarkes Haus“, so der Professor, gäbe es keine feste Definition. Das Sonnenhaus-Institut geht bei seiner Beschreibung jedoch davon aus, dass mindestens 50 Prozent des Energieverbrauchs für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom real und nicht bilanziell nur durch Sonnenenergie gedeckt werden müssen. „Wenn man in Richtung Strom, also Elektroheizungen geht , was der große Trend ist, entweder mit einer Wärmepumpe oder einer Infrarotheizung, dann ist es in der Regel so, dass man eine große Photovoltaikanlage, also eine Solarstromanlage mit Batterie, installiert. Tagsüber erntet man dann die Energie, die man benötigt, um in der Nacht zurechtzukommen“, so der gefragte Energieexperte in einem erst kürzlich veröffentlichten Interview. Das klingt so, als ob der von der Politik – im positiven Sinne – gerne auch schon mal als „Energierebell“ bezeichnete Timo Leukefeld bei der Konzeptentwicklung des kostenreduzierten Hauses Pate gestanden hätte.
Ein modernes Innovationsnetzwerk
Um das Projekthaus weitestgehend energieautark zu machen, hat sich das Expertenteam um PMF Housing-Geschäftsführer Andreas Mohr noch weitere renommierte Unternehmen an die Seite geholt – darunter namhafte Branchenführer (z. B. CLAGE, Vallox, S!STEMS) aus den Bereichen Fertigbäder, Solar- und Speicheranlagen, Lüftung, Warmwasseraufbereitung, Smart-Home-Lösungen und Infrarotheizung. Unter Federführung der NFG Deutschland GmbH (Netzwerk für Gebäudetechnik) haben sich unterschiedliche Fachleute versammelt, denen allen das Ziel, wieder kostengünstig, dennoch innovativ und vor allem weitgehend klimaneutral zu bauen, gemein ist.
Was jetzt mit einem Pilotprojekt im Einfamilienhausbereich startet, soll in Zukunft auch auf den Bau von Mehrfamilienhäusern und andere Geschossbauten ausgeweitet werden. Kurzfristig ist dabei auch an die Realisierung humaner Unterkünfte für Flüchtlinge und Flüchtlingsfamilien gedacht, für die die Kommunen vielerorts keine adäquaten Wohnräume mehr zur Verfügung haben. Denn ein Aspekt macht die Fertigung nach dem neuartigen PMF Housing-Prinzip zusätzlich attraktiv: Neben dem Preis von deutlich unter 2.000 Euro je Quadratmeter, vergehen nach Angaben von Andreas Mohr im Normalfall – von der Bestellung an gerechnet – lediglich 12 bis 14 Wochen bis das Haus bezugsfertig steht.
Weitere Informationen:
PMF Housing GmbH, Oppener Straße 69-71, 52146 Würselen
Tel. 02405 / 407 84 44, mobil 0152 /014 665 88 (A. Mohr)
www.pmfhousing.de / info@pmfhousing.eu