Veröffentlicht am 2. Oktober 2022
Aktuell stellt das Schornsteinfegerhandwerk bundesweit rund 10.000 qualifizierte Energieberater. Seit Beginn der Wärmewende hat die Zahl der ratsuchenden Verbraucher deutlich zugenommen. (Foto: Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks)
Um sich unabhängiger von russischen Energielieferungen zu machen, stellt die Bundesregierung die Lieferketten der fossilen Energieträger neu auf: Während bei Öl und Kohle bereits erste Fortschritte zu verzeichnen sind, gestaltet sich die Umstellung der Gasversorgung deutlich schwieriger. Wie geht es also weiter in der kommenden Heizsaison? Wie viele Heizungen sind betroffen? Welche Maßnahmen sollten jetzt ergriffen werden?
Nach Informationen des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks nutzten im Jahr 2021 über 19 Millionen Heizungsanlagen fossile Energien. Davon heizten 14 Millionen mit Gas, ca. 5,2 Millionen mit Öl. Während jedoch die Zahl der Ölheizungsanlagen seit einigen Jahren kontinuierlich abnimmt, steigt die Zahl der Gasheizungen immer noch leicht an (+0,6 Prozent).
Zuwächse stellen die Schornsteinfeger hauptsächlich bei effizienten Brennwertanlagen fest: Fast 7,6 Millionen, d. h. mehr als die Hälfte aller im Jahr 2021 erfassten Gasheizungen, verfügt über Brennwerttechnik. Zuletzt wurden vor allem Gas-Hybridanlagen in Kombination mit erneuerbaren Energien eingebaut. Diese gelten als sog. Brückentechnologie beim Ausstieg aus fossiler Wärme und werden vom Staat gefördert. Mit dem Ukraine-Krieg haben sich die Umstände jedoch verändert, die Energie- und Wärmewende in Deutschland soll nun deutlich schneller stattfinden.
Heizungen früher austauschen
Potenzial bietet vor allem der Altanlagenbestand mit rund 7 Millionen fossilen Heizungen (Öl und Gas) und einem Alter von über 20 Jahren. Die Bundesregierung plant, die Austauschverpflichtung strenger auszulegen. Bislang genießen bestimmte Heizungen in selbst genutzten Ein- und Zweifamilienhäusern Bestandsschutz. Eine Heizungsmodernisierung könnte in vielen Bestandsgebäuden Anlass für einen Energiewechsel sein. In welchem Umfang das möglich ist, kann im Rahmen einer vorherigen Energieberatung geklärt werden.
Alternativen: Biomasse und Strom
Schnell und regional verfügbar sind vor allem feste, regenerative Brennstoffe wie Pellets, Hackschnitzel oder Scheitholz. Der Vorteil: Mit der Nutzung von Biomasse erfüllen Hausbesitzer und Mieter den gesetzlich geforderten Anteil an erneuerbarer Wärme und reduzieren CO2-Emissionen. Ohne Einbindung erneuerbarer Energien bei Heizung und Warmwasser läuft ab dem Jahr 2024 ohnehin nicht mehr viel.
Der Maßnahmenkatalog der Bundesregierung aus März 2022 sieht vor, den Anteil erneuerbarer Wärme auf 65 Prozent zu erhöhen, wenn eine neue Heizung eingebaut wird. Auch strombasierte Lösungen wie Wärmepumpen bieten sich als Alternative an, idealerweise in Kombination mit Solarthermie oder Photovoltaikanlagen. Wärmepumpen-Anlagen eignen sich besonders für den Neubau. Ausschlaggebend für deren Effizienz und Wirtschaftlichkeit ist der energetische Zustand des Gebäudes.
Vorhandenes Potenzial nutzen
Im Jahr 2021 beheizten über eine Million Holzzentralanlagen private, gewerbliche und öffentliche Gebäude. Zusätzlich zu diesen Biomassekesseln erfassten die Schornsteinfeger 11,3 Millionen Einzelraumfeuerstätten für feste Brennstoffe. Es handelt sich hierbei um Kamin-, Kachelöfen oder Heizeinsätze. Auch sie können fossile Wärme teilweise ersetzen.
Ofen und Zentralheizung lassen sich sogar möglicherweise kombinieren. Ein wasserführender Pelletofen z.B. speist Wärme in das Zentralheizungsnetz ein und beheizt auf diese Weise mehrere Räume.
Energieberatung und Brennstoff sparen
Die Substitution von Erdgas im Wärmemarkt lässt sich nicht so einfach umsetzen. Flüssiggas ist nicht für jede Feuerstätte geeignet (ca. 600.000 Feuerstätten heizen aktuell mit Flüssiggas), Einschränkungen für den Einbau neuer Ölheizungen wurden längst beschlossen. Kurz- bis mittelfristig kann es helfen, den Energieverbrauch zu senken, energetische Sanierungen fortzusetzen und weiter erneuerbare Energien zu erschließen. Energieberatungen sollten Standard für Hausbesitzer werden, denn vor allem im Bestand liegt Potenzial.
Das Schornsteinfegerhandwerk spürt bei seiner täglichen Arbeit bereits eine deutliche Nachfrage nach solchen Energieberatungen. Aktuell stellt das Handwerk rund 10.000 qualifizierte Energieberater. Seit kurzem können Schornsteinfeger mit Energieberater-Qualifikation auch mit den Verbraucherzentralen zusammenarbeiten.
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