Veröffentlicht am 1. Juni 2024
Marius Miehe – Geschäftsführer der Schornsteinfegerinnung Hannover. (Foto: Schornsteinfegerinnung Hannover)
Marius Miehe ist im Landesinnungsverband für das Schornsteinfegerhandwerk Niedersachsen für den Bereich Energie und neue Geschäftsfelder zuständig und zudem Geschäftsführer der Schornsteinfegerinnung Hannover. Die KEAN (Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen) hat mit ihm zur Rolle des Schornsteinfegerhandwerks hinsichtlich der Energiewende und der Kommunalen Wärmeplanung in Niedersachsen gesprochen.
Als gelernter Schornsteinfeger und Absolvent der Ostfalia Hochschule der Studiengänge Energie- und Gebäudetechnik und Energiesystemtechnik bringt er seine Kenntnisse insbesondere in die technisch geprägten Aufgabenbereiche mit ein. In seiner Funktion beim Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks ist er unter anderem für die Energiespar-Beratung für private Wohngebäude des Landes Niedersachsens in Zusammenarbeit mit der KEAN zuständig.
KEAN: Herr Miehe, welche Rolle nehmen die Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger in der Gestaltung der Wärmewende in Niedersachsen ein?
Miehe: Das Schornsteinfegerhandwerk ist ein bedeutender Akteur der Wärmewende und trägt engagiert zu ihrem Gelingen bei. In jedem Schornsteinfegerbetrieb in Niedersachsen ist mindestens ein Energieberater tätig und berät die Kunden unabhängig. Ich würde es sogar noch deutlicher formulieren: Die Schornsteinfeger sind der Flächenakteur zum Gelingen der Wärmewende mit direktem Kontakt zu den Menschen – denn ganz Niedersachsen ist unser Kunde!
KEAN: Können Sie das näher erläutern?
Miehe: Unsere aktuelle Neupositionierung und die Verschiebung unseres Berufsbildes machen das ganz deutlich. Hier werden zukünftig erneuerbare Energien und speziell der Einsatz der Wärmepumpe, aber auch Lüftungstechnik einen noch größeren Anteil einnehmen. Zudem sind viele der Energieberater des Schornsteinfegerhandwerks im Bereich von individuellen Sanierungsfahrplänen, Fördermittelberatungen oder z. B. der Erstellung von hydraulischen Abgleichen tätig.
KEAN: Was ist denn aus Ihrer Sicht entscheidend im Prozess der Wärmewende?
Miehe: Der Schlüssel zum Gelingen der Wärmewende wird nicht nur die regenerative Erzeugung von Energie, sondern die Reduzierung des Energieverbrauchs sein – insbesondere durch die Verbesserung der Energieeffizienz von bestehenden Gebäuden. Wir sind häufig in den Diskussionsprozess der Gebäudebesitzer eingebunden und beraten zu neuen Wärmeerzeugern oder Effizienzmaßnahmen an der Gebäudehülle.
KEAN: Und wie unterstützt das Schornsteinfegerhandwerk konkret hinsichtlich der Kommunalen Wärmeplanung?
Miehe: Unsere Betriebe sind in der Lage als interessierte Partei bei der Gestaltung der kommunalen Wärmeplanung behilflich zu sein. Durch die Anforderungen des NKlimaG (Niedersächsisches Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes und zur Minderung der Folgen des Klimawandels) sind die bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger verpflichtet, den Kommunen gebäudescharfe Angaben zu übermitteln. Allein aufgrund der vorhandenen Ortskenntnisse, insbesondere bei den Versorgungsstrukturen von Kommunen, können hilfreiche Erkenntnisse durch die Einbindung des Schornsteinfegerhandwerks gewonnen werden. Wir sind daher sowohl Mitgestalter als auch Datenlieferant für die Wärmewende.
KEAN: Welche Daten für die Kommunale Wärmeplanung können die Kommunen von den Schornsteinfegern erwarten und in welcher Form werden diese für gewöhnlich bereitgestellt?
Miehe: Die gebäudescharfen Angaben enthalten Informationen zu allen im Kehrbuch enthaltenen Feuerstätten. Diese umfassen sowohl leitungsgebundene als auch leitungsungebunde- ne Wärmeerzeuger, wie zum Beispiel Flüssiggas- oder Biomassefeuerstätten. Hierbei wird die Adresse, die Art der Feuerstät-te, der Brennstoff, die Nennwärmeleistung und das Alter erfasst und übermittelt. Mit den in Niedersachsen gängigen Anbietern von Software für Verwaltungsprogramme im Schornsteinfegerhandwerk hat man sich auf die Bereitstellung als CSV-Datei verständigt. Diese kann gesichert an die berechtigte Kommune übermittelt werden, andere Formate werden nicht unterstützt.
KEAN: Welche Informationen benötigen die Schornsteinfeger von der Kommune, um die Daten bereitstellen zu können und was ist für die Bereitstellung wichtig?
Miehe: Grundsätzlich sind die zur Bereitstellung notwendigen Daten auf dem neuesten Stand und können zeitnah übermittelt werden. Aufgrund der Betriebsstrukturen sollte eine Vorlaufzeit von ca. 4 Wochen eingeplant werden. Die Anfrage zur Übermittlung der Daten ist von der jeweiligen Kommune an den jeweiligen bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger direkt zu stellen. Die Übermittlung ist ausschließlich an die Kommune und nicht an Dritte, wie externe Dienstleister, gestattet. Auch das Hochladen der Dateien in Portale der Kommunen hat sich in der Praxis als problematisch erwiesen, da der eigentlich gängige Datentyp von diesen Portalen nicht unterstützt wird.
KEAN: Herr Miehe, wie finden die Kommunen den richtigen Ansprechpartner? An wen kann man sich wenden, wenn man Fragen hat oder die Ansprechpersonen nicht findet?
Miehe: Für Anfragen zu bestimmten Adressen kann die Suche auf unserer Internetseite oder die der jeweiligen Innung verwendet werden. Meistens werden die Abfragen für ganze Kommunen erstellt. Hier wäre es sehr aufwendig für die jeweilige Stadt bzw. Gemeinde den zuständigen Kollegen zu suchen. Daher können hier die jeweiligen Innungen behilflich sein und die passenden Kontaktdaten übermitteln.
Zum Landesinnungsverband
Aufgabe des Landesinnungsverbandes für das Schornsteinfegerhandwerk Niedersachsen ist es, die Interessen des Schornsteinfegerhandwerks wahrzunehmen und alle angeschlossenen Mitgliedsinnungen in der Erfüllung ihrer gesetzlichen und satzungsmäßigen Aufgaben zu unterstützen. Zudem werden enge Kontakte zur Legislative, Exekutive, Marktpartnern und Verbänden gepflegt. Der Landesinnungsverband für das Schornsteinfegerhandwerk Niedersachsen, die Schornsteinfegerschule Niedersachsen-Bremen e.V., die GBFS mbH, das Institut für Gebäudelüftung, die Prüfstandsgesellschaft mbH und die Schornsteinfegerinnung Hannover bilden seit 2023 das Bildungs- und Innovationszentrum im Schornsteinfegerhandwerk im Wissenschaftspark der Stadt Hannover.
Aktuell sind 854 Betriebe mit ca. 2500 Beschäftigten in den 8 angeschlossenen Innungen organisiert. Damit repräsentiert der Landesinnungsverband Niedersachsen fast 99 Prozent der am Markt beteiligten Betriebe. Durch die über 6 Millionen Kundenkontakte pro Jahr, zählt das Schornsteinfegerhandwerk zu den bedeutenden Akteuren der Wärmewende.
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