Hitze in Quartieren gezielt verhindern

Veröffentlicht am 1. Dezember 2023

Bäume und Grünflächen wirken kühlend, steigern durch ihre Schwammstruktur auch den Wasserrückhalt, was bei Starkregenereignissen die Gefahr von Überschwemmungen verringert. (Foto: DORNIEDEN Gruppe)

Auch wenn die Hitzewelle im letzten Sommer in Europa nur gestreift hat und Deutschland von katastrophalen Naturkatastrophen weitestgehend verschont geblieben ist: Nach Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus war der Juli weltweit der heißeste Monat aller Zeiten. In Europa ist es in den vergangenen 5 Jahren sogar durchschnittlich 2,2 Grad wärmer gewesen als in der vorindustriellen Zeit.

Immer ausgeprägtere Hitzewellen dürften sich insbesondere in den Städten weiter zum ernstzunehmenden Problem entwickeln. Vor einem solchen Szenario warnt auch der Quartiers- und Projektentwickler der DORNIEDEN Gruppe: Schuld daran sei der sogenannte „urbane Hitzeinseleffekt“, der Gebäude und versiegelte Flächen an sehr sonnenreichen Tagen besonders aufheizt. Bis zu 10 Grad Celsius kann der Temperaturunterschied dabei zwischen Umland und Stadt betragen. Angesichts des anhaltenden und fortschreitenden Klimawandels hält die DORNIEDEN Gruppe eine Reihe von Maßnahmen für zielführend, die das Mikroklima in Wohngebieten positiv beeinflussen, urbaner Hitze entgegenwirken und so die Lebensqualität der Bewohner erheblich verbessern können. Denn die Zahl der Sommertage mit mehr als 30 Grad Celsius Lufttemperatur nimmt Prognosen zufolge in den nächsten Jahren weiter zu.

Versiegelte Flächen begünstigen „tropische Nächte“

„Es ist wichtig, unsere Städte an die zukünftig zu erwartenden klimatischen Bedingungen anzupassen“, so Prof. Dr. Maximilian Schwalm, Entwicklungs- und Innovationsexperte der DORNIE-DEN Gruppe. Insbesondere in neu zu planenden Quartieren gelte es, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. „Vielmehr haben wir die Möglichkeit, von vornherein verschiedene städtebauliche Beiträge für eine gezielte Temperaturreduktion im Sommer zu berücksichtigen.“ Asphalt, Beton, Stahl und Glas könnten sich an heißen Sommertagen naturgemäß stark aufheizen – und die Wärme auch nachts nur langsam wieder abgeben, was „tropische Nächte“ in Wohngebieten mit viel versiegelter Fläche begünstige.

Bislang lautet dann oftmals die vermeintliche Lösung – energiezehrende Klimaanlagen. Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht in der Raum- und Gebäudekühlung bereits den künftigen Haupttreiber des Stromverbrauchs. „Außerhalb der Gebäude hilft aber keine Klimaanlage gegen die Hitze“, so Schwalm. „Hier braucht es andere Lösungen. Und die sind zum Teil relativ einfach umzusetzen wie etwa ausreichende Grünbereiche und Frischluftschneisen im Quartier.“ Verschiedene Studien zeigten die enormen Effekte, die Freiflächen, Grünanlagen und Bäume auf das Mikroklima in Quartieren haben können. „Im Vergleich zu Freiflächen können versiegelte Flächen relativ viel der eintreffenden Energie aufnehmen und – je nach Beschaffenheit – am nächsten Morgen noch immer über einen Großteil davon verfügen“, erklärt Schwalm.

Folglich sei eine Verminderung der Lufttemperatur in Wohngebieten besonders effektiv durch eine Vergrößerung des Grünflächenanteils zu erreichen. „Insbesondere nachts können begrünte Flächen die Luft sehr wirksam kühlen.“ Aber auch tagsüber sei der Effekt immens: Bei einer Lufttemperatur von 20 Grad Celsius liege die Temperatur von Rasen bei etwa 17,8 Grad, die von Straßenasphalt jedoch bei bis zu 35,0 Grad. An heißeren Tagen dagegen mit stärkerer Sonneneinstrahlung könnten sich z.B. mit Beton oder Bodenplatten versiegelte Flächen auch auf weit mehr als 40 Grad Celsius aufheizen. Nicht nur Rasen helfe, in urbanen Räumen einen kühlen Kopf zu bewahren: „Auch die sogenannte „Albedoerhöhung“ – also die Nutzung eines hohen Rückstrahlvermögens einer Oberfläche – verringert die Hitze.

Weil beispielsweise weiße Oberflächen das Sonnenlicht stärker als dunkle Flächen reflektieren, heizen diese sich weniger stark auf. Zudem tragen Pflanzen, Fassaden- und Dachbegrünungen durch Verschattung, Isolierung und Verdunstungseffekte zur Abkühlung bei“, so Schwalm. Die Verdunstung von Regenwasser über Erdböden und Pflanzen wirke wie eine natürliche Klimaanlage, denn der Übergang von flüssigem Wasser zu Wasserdampf verbrauche Wärmeenergie und erzeuge auf diese Weise Verdunstungskühlung.

Höhere Artenvielfalt und bessere Luftqualität

Um den Anteil an Grünflächen in den Quartieren über großzügige Grünstreifen, Parkanlagen und Rasenflächen hinausgehend weiter zu erhöhen, setzt die DORNIEDEN Gruppe in zunehmenden Maße auf Dachbegrünungen. „Wenn wir Flachdächer bepflanzen, trägt dies neben dem positiven Effekt auf das Mikroklima auch zu einer höheren Biodiversität und zu einer ren Luftqualität im Quartier bei“, erklärt Schwalm. Darüber hinaus verbessern vor allem Grünflächen und begrünte Dächer durch ihre Schwammstruktur den Wasserrückhalt, was bei auftretenden Starkregenereignissen die städtische Kanalisation entlasten und Überschwemmungen verhindern kann.

Auch die Begrünung von Hausfassaden wirkt sich ähnlich positiv wie eine Dachbegrünung aus: „Fassadenbegrünungen verringern über das Blattwerk und den Verdunstungseffekt ein Aufheizen der Hauswände“, erklärt Schwalm. Zu der „hitzeangepassten Quartiersplanung“ gehört für Schwalm auch ein geringerer Versiegelungsgrad zwischen den Gebäuden: „Die DORNIEDEN Gruppe vermeidet bei Flächen wie etwa Garagenzufahrten unnötige Versiegelungen mit Rasenwaben und -fugensteinen. Auch hier kann Regenwasser dann besser versickern.“ Bereits in der Entwicklung sind deshalb versickerungsfähige Straßenbeläge, die dann ebenfalls einen gewissen Verdunstungseffekt zulassen.

Regenwasser sammeln und im Quartier nutzen

Apropos Regenwasser: Sinnvoll sei es, Niederschlagswasser im Quartier in Zisternen zu sammeln, um damit im Sommer regelmäßig Grünflächen zu bewässern und über die Verdunstungsleistung eine Luftabkühlung in Bodennähe zu erzielen. Möglich sei es auch, das Regenwasser für den Betrieb von Wasseranlagen wie Brunnen oder zur Bewässerung von öffentlichen Grünflächen zu nutzen. „Wenn wir in modernen Quartieren möglichst viele Maßnahmen umsetzen, die den Grünraum und damit die Kühlwirkung in einem Wohngebiet erhöhen, in der Planung zudem auf eine ausreichende Luftstromzirkulation zwischen den Gebäuden achten und möglichst wenig wärmeleitfähige Baumaterialien verwenden, können wir unnötig hohe Temperaturen im Sommer vermeiden. Der Unterschied gegenüber urbanen Hitzeinseln macht dann viele Grad Celsius aus“, so Schwalm.

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