Wohnen und Arbeit rücken zusammen

Veröffentlicht am 23. März 2022

Im Fokus: Die Wiederverwendung alter Baumaterialien wie hier im Küchenbereich gehört zu den aktuellen Trendsettern und ist vor allem bei jungen Leuten angesagt. Foto: dino-online.lu / Carrelages Dino de Cecco / BHW Bausparkasse

Im neuen Jahr herrscht Aufbruchsstimmung unter Deutschlands Haus- und Wohnungseigentümern. Die Zukunft gehört dem klimaschonenden und nachhaltigen Bauen und Wohnen. In Kooperation mit dem BHW stellt Haus und Grundbesitz die diesjährigen Trends vor, die durch Klimaschutz und Nachhaltigkeit geprägt sind. Dabei lösen sich teilweise auch klassische Wohnformen auf, verdichtetes Bauen nimmt weiter zu, die klare Trennung von wohnen und arbeiten wird obsolet.

Kreislaufwirtschaft – das Nachhaltigkeitsprinzip

Innovative Verfahren beleben den Markt für klimafreundliches, nachhaltiges Bauen. Im Zentrum steht die Wiederverwendbar-keit bereits verbauter Materialien – das „Cradle to Cradle“-Prin-zip. Umweltexperten fordern: Bereits in der frühen Planungs-phase von Bauten müssen Instandhaltung und Entsorgung berücksichtigt werden. Statistisch gesehen werden bundesweit mehr als 16 Tonnen Metall, Beton, Holz und andere Rohstoffe pro Jahr und Person verbraucht. Dieser Verschwendung wertvoller Rohstoffe und Ressourcen will die Europäische Kommission Einhalt gebieten.

Die Spareffekte für die Umwelt und Wirtschaft schätzt sie sehr hoch ein: Eine sofortige Umstellung auf ein Wiederverwendungsprinzip, der sogenannten „Circular Economy“, würde EU-weit in 2 Millionen neue Jobs schaffen. „Allein auf das Baugewerbe entfallen über 35 Prozent des Abfallaufkommens in der EU“, sagt Holm Breitkopf von der Bausparkasse BHW. „Die Kreislaufwirtschaft ist der Zukunftsmarkt schlechthin!“

Aktuell werden die meisten Ressourcen verschwendet, da Materialien nach Gebrauch nicht in ihre Bestandteile zerlegt wer-den. Leuchtturm-Projekte wie die Bayern-Kaserne in München zeigen, was geht. Hier baut man – nach dem Prinzip der Ökoeffektivität – aus Bau- und Abbruch-Abfällen neue Häuser vor allem für junge Familien.

Flexibel wohnen und arbeiten

Neue Formen des städtischen Wohnens und Arbeitens finden immer mehr Anhänger: Cluster-Wohnen und Co-Working-Spaces ermöglichen eine neue Wohnflexibilität. Sie versprechen nicht nur kreatives Wohnen, sondern auch die effektivere und preiswerte Nutzung von Platzressourcen. Viele Menschen suchen eine Antwort auf steigende Mietpreise und den Bedarf an wohnortnahen Arbeitsplätzen. Eine Option ist es, Wohnraum gemeinsam zu gestalten und Gemeinschaftsräume fürs Arbeiten zu schaffen. Cluster-Wohnungen, eine Kreuzung zwischen Wohngemeinschaft und Kleinstwohnung, bieten dafür attraktive Möglichkeiten. Sie sehen zusammen nutzbare Räume vor, etwa Wohnküchen, Bibliotheken, Lesezimmer oder Dachterrassen.

„Für das Wohnen bedeutet das ein Umdenken“, sagt Iris Laduch von der BHW Bausparkasse. „Neue Konzepte zielen daher auch auf die langfristige Flexibilität für die Bewohner.“ Noch werden jedoch die meisten Wohngebäude sowohl eigentumsrechtlich wie auch bautechnisch als Einzeleinheiten gebaut. Das erschwert eine spätere Anpassung, wenn sich Bedürfnisse verändern. Das Cluster-Wohnprojekt Spreefeld in Berlin zeigt, welche Vor-teile ressourcen- und klimaschonende Wohnqualität zu bieten hat: Im Erdgeschoss gibt es sogenannte Optionsräume, die etwa als Co-Working-Space dienen oder vermietet werden können.

Dächer und Fassaden begrünen

Dächer und Fassaden zu begrünen ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. So lautet das Fazit des Bundeskongresses Gebäudegrün 2021. Als Ausgleich für die über 90 km² Fläche, die jedes Jahr in Deutschland versiegelt werden, verbessern Grünflächen das Mikroklima und die Wohnqualität. Rund 42 Prozent der Städte und Gemeinden über 50.000 Einwohner fördern laut dem Bundesverband Gebäudegrün e. V. mit direkten oder indirekten Zuschüssen die Dachbegrünung, 34 Prozent auch die Fassadenbegrünung.

„Die Anreize für grüne Gebäude zeigen Wirkung“, erläutert Jan Ebert von der BHW Bausparkasse. „Das motiviert Hausbesitzer und Wohneigentümer-Gemeinschaften, sich mit speziellen Maßnahmen für ein besseres Klima zu engagieren.“ Schon heute liegt die Summe der über die Jahre hinweg begrünten Dachflächen in Deutschland bei rund 120 Quadratkilometern. Horizontale und vertikale Gärten sind Multitalente: Pro Quadratmeter wandeln sie rund 300 Gramm CO2 in Sauerstoff um. Sie reduzieren Abgase, schützen vor Überhitzung, verbessern die Dämmung von Gebäuden und sparen Energie. Auch optisch werten die Gärten Hauswände und Dächer auf. Dabei stechen begrünte Fassaden deutlich mehr ins Auge und erzeugen auch ein Mehr an Grünvolumen als extensiv bepflanzte Dachflächen.

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