Auf ein Wort…

Veröffentlicht am 1. Oktober 2020

BFW-Geschäftsführer David Jacob Huber vom Landesverband Niedersachsen / Bremen. (Foto: BFW)

Die Immobilienwirtschaft erlebt derzeit eine Zeit, die ziemlich ungewöhnlich und voller Herausforderungen ist. Vor allem sind die Rahmenbedingungen, die sich ziemlich dynamisch entwickeln und kaum mehr nachzuverfolgen sind, sehr anstrengend. Unternehmerische Entscheidungen, die letzte Woche noch richtig waren, sind es heute nicht mehr.

Eines steht heute schon fest: Es wird viele Verlierer aber auch einige Gewinner in der Krise geben. Vor allem Hotels, Gewerbeimmobilien und Einkaufscenter aber auch die Innenstädte, die weitgehend vom Einzelhandel und Gastronomie geprägt sind, stehen vor riesigen Problemen. Die Leerstände nehmen beinahe täglich zu, große Handelsketten ziehen sich aus den Innenstädten zurück und hinterlassen große, leere Flächen.

Hotels leiden, vor allem die, die sich auf Tagungen und Konferenzen spezialisiert haben, stehen leer oder haben teilweise sogar noch geschlossen, weil die Nachfrage noch nicht wieder da ist. Und selbst, wenn die Hotels offen sind, stehen die Tagungsräume leer, denn die Preise, die nun aufgrund der umfangreichen Hygienemaßnahmen angeboten werden müssen, sind für Veranstalter kaum leistbar, zumal bei den Veranstaltungen deutlich weniger Gäste kommen dürfen.

Auch das Arbeitsleben in den Unternehmen hat sich drastisch verändert: Waren virtuelle Wohnungsbesichtigungen noch vor einem Jahr mehr als exotisch und wurden selten angeboten, sind sie heute weitgehend Standard geworden. Viele Tätigkeiten wurden ins Internet verlagert. Baubesprechungen via Web-Meeting sind normal geworden. Viele Unternehmen berichten, dass diese Besprechungen nun wesentlich effektiver geworden sind.

Vorstandssitzungen, Mitgliederversammlungen, Eigentümerversammlungen und viele andere Tagungen und Besprechungen wurden ebenfalls ins Internet verlagert. Die Branche hat unglaublich schnell reagiert und sich auf die neue Situation eingestellt. So ist kaum verwunderlich, dass Bauvorhaben nahezu normal weiterlaufen, sogar neue Projekte angeschoben werden.

Olaf Lies, Niedersachsens Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, zeigte sich im WoWi Web-Talk des BFW mit Dirk Streicher, Vorstandsvorsitzender des BFW-Landesverbandes, begeistert, wie effektiv die Arbeitsgruppen im Rahmen des Bündnisses für bezahlbares Wohnen digital arbeiten.

Und es wird auch in der Landesregierung gearbeitet: Zum einen wurden die Bearbeitungszeiten für Stellungnahmen im Rahmen der Verbandsanhörungen auf eine Woche verkürzt, damit die Verfahren beschleunigt werden können. Bisher waren 4 bis 6 Wochen Standard. Und nun kommen fast jede Woche neue Gesetzgebungsverfahren, um auf die Krise zu reagieren.

Das Mietrecht und dort insbesondere die Bedingungen für eine Mietpreisbremse und die Kappungsgrenzen wurden aktualisiert, eine neue Förderung für Speicheranlagen von PV-Strom wurde angeschoben, die Förderbedingungen für die Wohnraumförderungen sollen angepasst werden. Alles Vorhaben, die schnell durchgezogen werden müssen, um die Folgen der Pandemie abzumildern.

Uns ist es immer noch wichtig, dass die Rahmenbedingungen für Wohnraumschaffung verändert und verbessert werden. So hat der BFW in seiner Stellungnahme zur Wohnraumförderung wieder angeregt, dass die NLG als Landesgesellschaft noch schneller und viel mehr Bauland organisieren sollte.Wir haben aber auch angeregt, dass die Kommunen wieder in der Lage sein müssen, bei der Erschließung von Neubaugebieten die KiTas und Schulen selber zu bauen und zu betreiben, statt das von Bauträgern einzufordern.

Wir arbeiten seit Jahren darauf hin, dass die NBauO endlich entschlackt und vereinfacht wird und die nachgelagerten Verordnungen aufeinander abgestimmt werden. Auch fordern wir, dass Baunormen sich nicht widersprechen dürfen. Ein weiterer Punkt ist auch, dass Standards in Bezug auf Energieeffizienz, Lärmschutz etc. nicht immer den höchsten Stand haben müssen, sondern dass auch einfachere Vorgaben für guten und vor allem bezahlbaren Wohnraum reichen müssen.

Vielen dieser Forderungen haben sich nun auch andere Verbände angeschlossen bzw. haben eigene Initiativen gestartet, die in Absprache mit dem BFW an die Landesregierung herangetragen werden. Fakt ist: Nach der Krise werden wir einen noch viel höheren Bedarf an bezahlbaren und guten Wohnraum haben. Unser Bestreben muss sein, dass alle Menschen in Niedersachsen eine menschenwürdige Unterkunft haben.

Vor mittlerweile fast 9 Jahren habe ich in einem Gastartikel geschrieben, dass bezahlbarer Wohnraum für die Stabilität unserer Gesellschaft einer der wichtigsten Faktoren ist. Denn wenn die Menschen ihre Wohnungen massenhaft verlieren oder sich nicht mehr leisten können, dann zerbricht unsere Gesellschaft. Unruhen wären die Folgen.

Wir vom BFW-Landesverband Niedersachsen/Bremen tun alles, um weiter gute Rahmenbedingungen zu schaffen und legen den Finger aber auch immer wieder in die Wunden und zeigen Fehlentwicklungen auf. Das ist unser Auftrag – und danach handeln wir.

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