Corona-Krise – wie ist die Situation?

Veröffentlicht am 1. Juli 2020

Auf den meisten Baustellen in Niedersachsen und Bremen drehen sich die Baukräne weiter. Nur wenige Projekte sind infolge unterbrochener Lieferketten von zeitlichen Verzögerungen betroffen. (Foto: BFW)

Das Jahr 2020 begann mit sehr optimistischen Aussichten. Gerade die mittelständische Immobilienwirtschaft und insbesondere auch die Bauträgerschaft konnten positiv in die Zukunft schauen, auch wenn sich erste graue Wolken am Himmel zeigten. Die Auftragsbücher waren voll, die Bestände gut vermietet. Graue Wolken befanen sich nur über Berlin, wo der Rot-Rot-Grüne Senat Wohnungs- und Mietenpolitik fernab der Verfassung betrieb.

eit Mitte März ist nichts mehr, wie es war. Corona hat unser Land überrollt und verändert, wie sich fast keiner vorstellen konnte. Das Land steht still, es ist nur mehr ein Notbetrieb am Laufen. Menschen stehen existentiell vor dem Aus oder zumindest vor vielen Problemen. Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, Reisebeschränkungen, Kontaktbeschränkungen und Hamsterkäufe prägen die öffentliche Diskussion. In aller Eile wurden Notgesetze beschlossen, die teilweise unausgegoren oder nicht zu Ende gedacht waren und nun repariert werden müssen. Viele fragen sich, wie es nun weitergehen wird? Eines steht fest, es wird nichts mehr sein, wie es vorher war, Corona wird unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft verändern. Und genau aus dieser Veränderung werden auch wieder Chancen entstehen.

Wie ist die Situation nun (Anfang Mai), 6 Wochen nach Beginn der Krise? Wie steht es derzeit um die mittelständische Immobilienwirtschaft, die vom BFW-Landesverband Niedersachsen/Bremen vertreten wird? Umfragen unter den Mitgliedsunternehmen haben ein sehr interessantes und über fast alle Bereiche einheitliches Bild ergeben.

1. Die Baustellen laufen weiter. Auch wenn die Krise teilweise Veränderungen mit sich gebracht hat, es wird weiter gebaut. An manchen Baustellen gibt es Probleme mit der Materialversorgung, die aber noch lösbar sind. Hier ist Flexibilität gefragt.

2. Die Nachfrage in allen Segmenten hat sich verändert. Im Bereich der selbstgenutzten Immobilie (Ein- oder Mehrfamilienhaus sowie Eigentumswohnung oder Reihenhaus) gibt es weniger Nachfragen. Gleichzeitig sind die Interessenten, die nun Gespräche oder Informationen suchen, deutlich qualifizierter und hochwertiger.

3. Die Nachfrage nach Mietwohnungen hat kurzzeitig nachgelassen, nimmt aber wieder zu. Hier ist deutlich zu bemerken, dass der Bedarf an kleineren, bezahlbaren Wohnungen, deutlich zugenommen hat. Auch ist zu bemerken, dass sich die Suche nach neuen Wohnungen gerade sehr in die größeren Städte drängt, Klein- und Mittelstädte in Niedersachsen sind in der Nachfrage weitgehend unverändert.

4. Die Arbeitsbedingungen sind komplizierter. Durch die Notverordnungen mussten viele Unternehmen ihre Musterhäuser und Kundencenter schließen, Termine finden nur noch nach Vereinbarung unter strengen Hygieneregeln statt. Die Unternehmen haben darauf reagiert und ihre Verfahren teilweise umgestellt, der Trend geht momentan zur virtuellen Wohnungsbesichtigung. Wenn nun die angekündigten Lockerungen greifen, wird speziell in der Vermietung wieder Normalität einkehren.

5. Mietzahlungen: Das ist in der Tat das größte Problem der mittelständischen Immobilienwirtschaft. Während private Mieter die Miete für ihre Wohnungen weiterhin bezahlen und sich bei Problemen direkt an den Vermieter wenden, mit dem Bemühen, Lösungen zu finden, gibt es bei Mietern von Gewerbeimmobilien ein sehr unterschiedliches Bild. Große Handelsketten haben kurzentschlossen und ohne Rechtsgrundlage die Zahlung der Miete eingestellt und sind auch nicht bemüht, sich mit den Vermietern zu verständigen. Kleine, regionale Unternehmen sind hingegen trotz aller Probleme bemüht, Lösungen zu finden und sich aktiv mit dem Vermieter auseinandersetzen.

6. Informationsbedarf: Gerade jetzt, wo der Bedarf an Seminaren und Schulungen in Bezug auf die veränderte Situation am nötigsten ist, sind wir als Verband nicht in der Lage, diese Schulungen physisch anzubieten und weichen daher auf Webinare und Online-Angebote aus. Viele Unternehmen machen nun von diesen Angeboten Gebrauch und holen sich das nötige Wissen online direkt in das Home-Office.

7. Bauaufsichtsbehörden, Genehmigungsverfahren: In diesem Bereich gibt es die größten Schwachstellen. Viele Behörden sind nicht oder nicht ausreichend auf virtuellen, digitalen Kontakt und Kommunikation mit dem Bürger und/oder Antragsteller vorbereitet. Unterlagen, die von der Immobilienwirtschaft digital zur Verfügung gestellt werden könnten, können nicht genutzt werden, weil die Grundlagen in den Behörden nicht vorhanden sind. Aber es ist bemerkenswert, dass viele unserer Mitgliedsunternehmen betonen, dass die Bereitschaft der Behördenmitarbeiter an Lösungen mitzuarbeiten, enorm hoch ist. Bauantrags- und Genehmigungsverfahren laufen weiter, wenn auch verzögert.

Fazit aus der momentanen Situation: Es ist vieles im Wandel und noch sind die Auswirkungen nicht so konkret, dass sie auch in Zahlen, Daten, Fakten auswertbar vorliegen. Alle Beteiligten, ob Bauträger, Investor, Finanzierer, Bauunternehmer, Verwalter oder Vermieter, sind bemüht, alles zu tun, um weiterhin Wohn- und Gewerberäume in ausreichenden Maße und ausreichender Qualität zur Verfügung zu stellen.

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