Auf ein Wort

Veröffentlicht am 1. Januar 2024

David Jacob Huber, BFW-Geschäftsführer Landesverband Niedersachsen/Bremen

Liebe Immobilienfreunde, wir blicken nun zurück auf ein Jahr, das wohl in die Geschichte eingehen wird. Auf ein Jahr, in der seitens der Politik in Berlin und Brüssel viele Chancen verpasst oder auch absichtlich vertan wurden. Sehenden Auges wird die Bau- und Wohnungswirtschaft in eine der größten Krisen gedrängt. Mit dramatischen Folgen für unser Land, für jeden Bürger in diesem Land.

Trotz intensiver Warnungen von Experten, Unternehmern und Verbänden wurde keine Kehrtwende eingeläutet. Vielmehr wurde die Situation durch das Hin- und Her im Gezerre um neue Gesetze verschlimmert. Mit dramatischen Folgen für unser Land, für jeden Bürger in diesem Land. Trotz intensiver Warnungen von Experten, Unternehmern und Verbänden wurde keine Kehrtwende eingeläutet. Vielmehr wurde die Situation durch das Hin- und Her im Gezerre um neue Gesetze verschlimmert.

Ich habe vor Kurzem mit einem Manager eines Unternehmens, das Baukräne vermietet, gesprochen. An seinem Statement kann man das volle Ausmaß der Tragödie ablesen. Denn er berichtet davon, dass sein Unternehmen nun Lagerplätze für Baukräne sucht. Noch vor wenigen Monaten waren die Lager und Hallen leer, alle Kräne waren im Einsatz und es hätten noch weit mehr sein können. Der Bedarf war weit höher als der Bestand. Und nun ist es genau umgekehrt. Spätestens jetzt sollte jedem Politiker klar sein, dass sich hier etwas zusammenbraut. „In Baugenehmigungen kann man nicht wohnen, sie sind nur ein Stück Papier!“ Ja, es stimmt, dass immer noch Baugenehmigungen erteilt werden. Wenn auch auf historisch niedrigen Niveau. Aber selbst bei diesen Genehmigungen ist es so, dass sie vorerst in der Schublade verschwinden und nicht umgesetzt werden.

„Wir wollen von Wien lernen und uns auch anderswo umschaen, wie andere Länder ihren Wohnbau organisieren.“ Das können wir gerne tun. Fakt ist nur, dass wir das schon vor Jahrzehten hätten tun sollen. Aber jetzt zeigt es sich, dass uns genau das, was wir vorgestern nicht gelernt haben, heute auf die Füße fällt. Fast täglich lesen wir nun von Insolvenzen, aufgegebenen Projekten und fehlenden Wohnungen. Die Lücke zwischen Soll und Ist wird immer größer und das wird zu dramatischen Wendungen in der Gesellschaft führen. Die aktuellen Veränderungen werden sich in Kürze auch in der Stadtentwicklung zeigen. Seit dem Beginn des Zusammenbruchs von SIGNA wird immer klarer, dass es in den Innenstädten auf lange Zeit klaffende Wunden mit halbfertigen Baustellen, umgeben von Bauzäunen, geben wird. Immobilien, die noch vor der Fertigstellung zu Bauruinen werden, als Mahnmal für realitätsferne Projektentwicklungen, die – getrieben von der Gier nach Mehr – mit viel Risiko und Fremdkapital initiiert wurden.

Noch sind es nur die Baustellen, die stillstehen. Bald werden es auch diverse Banken und Immobilienfonds sein. Einige von diesen Fonds sollten auch unsere Rente sichern. Was sie aber nicht mehr tun werden, wenn sie zusammenbrechen. Hier findet gerade eine riesige Kapitalvernichtung zu Lasten der arbeitenden Bevölkerung statt. Die Menschen, die mit harter Arbeit den Laden am Laufen halten und auch folgende Generationen, werden die Zeche bezahlen. Die Tatsache, dass keine Wohnungen mehr gebaut werden, ist schon schlimm genug. Auch eine völlig an den Bedarfen der Gesellschaft vorbeigehende Verkehrspolitik, gerade in Städten und Kommunen, bringt weitere Schwierigkeiten: „Wir brauchen autofreie Innenstädte mit guten Radwegen.“ Ein frommer Wunsch, dass die Bürger dieser Argumentation folgen.

In Bremen zeigt es sich gerade, was passiert, wenn der Innenstadtverkehr gegen Null gedrosselt wird. Die Menschen fahren dann eben einfach zu den Einkaufszentren auf der grünen Wiese. Während am ersten Adventwochenende in Bremen, abseits des Weihnachtsmarktes, Ruhe war, herrschte im Weserpark und bei Dodenhof Hochbetrieb. Die Innenstadt stirbt weiter. Selbst die breiten Radwege helfen da nicht weiter. Während sich der Autoverkehr schleichend durch die Straßen quält, herrscht auf den breiten, neuen Radwegen gähnende Leere. In Bremen leistet man sich zum Beispiel in der Straße „Am Wall“ sogar zwei Radweg, die parallel verlaufen, aber kaum genutzt werden. Der Bau hat viel Geld verschlungen und zudem (durch Fehler in den Behörden) die Schuldenlast erhöht.

Einer der Gründe: Die ehemalige Bausenatorin hat einfach mal vergessen, Förderungen zu beantragen. Ihr und ihrer Nachfolgerin würde ich gerne einen Satz ins Stammbuch schreiben wollen: „Auf Radwegen kann man nicht wohnen! Bauen Sie lieber Wohnungen statt Radwege!“ Das gilt aber nicht nur für Bremen – auch andere Städte und Kommunen können sich das gerne ins Stammbuch schreiben.

Ja, ich mache mir Sorgen. Und viele Gedanken. Ich arbeite in vielen Gremien in Niedersachsen und Bremen, um vielleicht doch noch einen Wandel zu bewirken. Denn wenn es so weitergeht wie zurzeit, wird eines klar: Bei den nächsten Wahlen werden wir unser blaues Wunder erleben! Diesen Satz schreibe ich als Demokrat voller Sorge! Die Gesellschaft verändert sich mit Zunahme der Probleme. Der Ton wird rauer und treibt die Menschen in die offenen Arme von Parteien, die es mit der Freiheit und Demokratie nicht so ernstnehmen. Um das zu erkennen, brauchen wir nur in die Niederlande schauen.

Ihr
David Jacob Huber

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