Gegen Bürokratie und Regulierung

Veröffentlicht am 1. Mai 2023

BFW-Geschäftsführer David Jacob Huber bezog eindeutig Haltung gegen eine überbordende, ideologisch gefärbte Regulierung. (Foto: Niklas Krug)

Der BFW-Niedersachsen / Bremen zählte nicht nur zu den Mitgastgebern der Konferenz, sondern konnte in der Person des Geschäftsführers David Jacob Huber eindeutige Haltung gegen eine überbordende und ideologisch gefärbte Regulierung zeigen. Zu den weiteren Referenten zählten u.a. die Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover, Maike Bielfeldt, und die Abteilungsleiterin Städtebau aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium, Stefanie Nöthel.

Hannover als Vorbild für andere Städte

Hannover als Vorbild für andere Städte „Hannover ist traditionell ein unaufgeregter Standort. Die Landeshauptstadt steht aktuell damit im krassen Gegensatz zu Braunschweig oder Bremen, wo der Wohnungsneubau durch politische Willkür quasi zum Erliegen gekommen ist“, erklärte David Jacob Huber in seinem Vortrag zum Panel „Stadtentwicklung“. Noch hat sich Hannover bei Vorgaben für Wohnungsentwickler zurückgehalten, auch die Klimaschutzstrategie gibt keine festen Zielwerte bei CO2-Reduktionen vor, die bis zu einem gewissen Zeitpunkt erreicht werden müssen. Die unaufgeregte, pragmatische Art in der Stadt kontrastiert mit Vorhaben in den benachbarten Kommunen wie dem von der rot-rot-grünen Koalition in Bremen durchgesetzten Bremer Standard oder dem Baulandmodell in Braunschweig. Beide Maßnahmen sehen ein komplexes und detailliertes Regelwerk für den Wohnungsbau vor, das gerade in den aktuell angespannten Zeiten die Rentabilität von Wohnungsentwicklungen oftmals ausschließt.

Neues „Deutschland-Tempo“ ist machbar

In den weiteren Beiträgen berichtete Stefanie Nöthel, Abteilungsleiterin für Städtebau und Wohnen, von den Schwerpunktsetzungen der Landesregierung im Städtebau. Die rasche Genehmigung des Flüssiggas-Terminals in Wilhelmshaven habe gezeigt, dass Verwaltungsprozesse erheblich beschleunigt werden können, wenn es einen dringenden Bedarf gibt. Auf den Hinweis, dass Gewerbegebiete im Nachbarland Dänemark Genehmigungszeiten unter einem Jahr haben, gab sie zu bedenken, dass die hierfür notwendige Digitalisierung in den Ämtern noch konsequent ausgebaut werden müsse. Maike Bielfeldt, IHK-Hauptgeschäftsführerin, und Doris Petersen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung hannoverimpuls, wiesen beide auf die aktuell angespannte Lage der energieintensiven Wirtschaftszweige hin. Jedes zehnte energieintensive Unternehmen aus der IHK-Region plane bereits einen Umzug ins Ausland. Doch auch für Neuansiedlungen gebe es derzeit kaum noch freie Flächen. Dies betreffe insbesondere die in Hannover traditionell starke Logistikbranche, die rund 11 Prozent der Wirtschaftsleistung der IHK-Region ausmacht. Intrakommunale Gewerbegebiete seien in diesem Zusammenhang eine Lösung, die stärker forciert werden müsse.

Spezielle IHK-Programme für ausländische Fachkräfte

Eine immense Zukunftsherausforderung stellt nach den Worten Bielfeldts zudem die Attraktivität Hannovers für ausländi-sche Fachkräfte dar. Qualitativ hochwertiger Wohnraum, eine englischsprachige Verwaltung mit hohem Digitalisierungsgrad und eine möglichst geringe Bürokratie seien gerade für diese Zielgruppe entscheidende Kriterien, die in Hannover wie auch in anderen deutschen Kommunen konsequent angegangen wer-den müssten. Die IHK hat hierzu bereits erste Programme aufgelegt. Unabhängig davon habe sich die Hannoveraner Wirtschaft seit Jahresbeginn jedoch deutlich erholen können. Die Mietpreise in den Nutzungsarten Wohnen, Büro und Logistik sind dementsprechend angestiegen. Die teilnehmenden Entwickler zeigten sich zufrieden mit ihren Entwicklungen und der Kooperation durch die Stadt:

Praktische Beispiele für zukunftorientiertes Wohnen

Jan-Pascal Prick von der DKW entwickelt die ehemaligen Eilers-Werke zu einem sehr attraktiven Mixed-Use-Quartier, Peter Hanel vom Aachener Entwickler BOB AG errichtet ein nachhaltiges Bürogebäude am Fischerhof und Klaus Riek von dem Mikoapartment-Entwickler i Live baut über 360 Apartments auf dem ehemaligen EXPO-Gelände an der Messe. Mit Blick auf die Innenstadt zeigt Hannover zwar dieselben Probleme wie aktuell alle deutschen Städte: Die wegfallende Handelsnutzung bei gleichzeitig wenig Gleichgewicht zwischen den Nutzungsarten sei eine immense Herausforderung für Niedersachsens Landeshauptstadt, die sich zusätzlich verstärke durch grüne Verkehrsexperimente einer autofreien Innenstadt, merkte Gerrit Stönner an, Leitung Projektentwicklung bei Engel & Völkers Commercial. Doch mit dem von hannoverimpuls initiierten „Aufhof“, der eine variable Zwischennutzung für den leerstehenden Kaufhof von Ausstellungen über Konzerte bis hin zu E-Sports vorsieht, gibt es zumindest ein erstes Experimentierfeld, das durchaus hilfreiche Erfahrungswerte auch für andere Kommunen bereitstellen könnte. Auf die Frage, ob Hannover in den nächsten Jahren durch großflächige Projektentwicklungen das allgemeine Mietniveau (hier liegt Hannover in der Top-12-Gruppe der Städte über 500.000 Einwohner jeweils auf dem vorletzten Platz, vor dem Schlusslicht Bremen) heben könne und vielleicht sogar zur A-Stadt avancieren könne, war sich das Plenum einig: Gerade die Solidität zeichne Hannover aus. Die Königin der B-Städte trägt ihren Titel mit Stolz.

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