Veröffentlicht am 1. Oktober 2023
Dieses Mehrfamilienhaus aus den 1950er Jahren wurde durch Sanierung zu einem energieeffizienten Passivhaus umgewandelt. (Foto: Stefan Koch)
Der Einsatz von Wärmepumpen konzentriert sich vorwiegend auf Neubauten. Leider halten sich die Vorurteile des Einsatzes in Bestandsgebäuden hartnäckig mit der Begründung, ein älteres Wohngebäude müsse zunächst umfassend saniert werden. Doch auch der Einbau in ältere Gebäude ist in vielen Fällen möglich und absolut lohnend - mit einer guten Planung, die das gesamte Gebäude im Blick hat.
Um Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern zu besichtigen, fand Ende September in der Region Hannover eine Besichtigungsfahrt zu verschiedenen Gebäuden statt, die von Gas- bzw. Ölheizung auf Wärmepumpe umgerüstet wurden. Gezeigt wurden drei Beispiele aus der Praxis, bei denen auf sehr unterschiedliche Weise Wärmepumpen zum Einsatz kommen – in wenig oder teilsanierten Gebäuden. Die Motivation der Hauseigentümer war dabei sehr unterschiedlich: Sie reichen von einer Betrachtung der Wirtschaftlichkeit, über die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern hin zu dem Wunsch, schlicht klimafreundlicher leben zu wollen.
Mehrfamilienhäuser mit Wasser-Wasser-Wärmepumpen in Hannover-Nordstadt
Die Gebäude waren Ende der 2010er Jahre in einem schlechten Zustand. Sie wurden daher vom neuen Eigentümer Ulrich Stiebel saniert und heute enthalten sie 32 Wohneinheiten, davon 4 behinderten- und rollstuhlgerecht sowie zwei Gewerbeeinheiten mit insgesamt 2.100 m² Wohn- und Nutzfläche. Nach dem Wiederaufbau in den 1950er Jahren lag der Wärmeverbrauch bei 230 kWh/ m² und das Haus hatte Energieeffizienzklasse G. Durch die Sanierung zum Passivhaus wurde Energieeffizienzklasse A+ erreicht. Zwei Wasser-Wasser-Wärmepumpen mit einmal 13 kW und einmal 18 kW Leistung wurden eingebaut, die die im Grundwasser gespeicherte Energie als Heizwärme nutzen. Sie erzeugen aus einer kWh Strom fast 4 kWh Wärme.
Oder in konkreten Zahlen gerechnet, produzieren die beiden Wärmepumpen aus 22 MWh Strom pro Jahr 82 MWh effektive Heizwärme. Heute ist die Versorgung der Wärmepumpen mit Umweltwärme umgestellt. Drei Erdsonden wurden nachträglich gebohrt und die Versorgung durch das Grundwasser außer Betrieb genommen. Die Stromversorgung der Wärmepumpen wird durch eine Photovoltaik-Anlage mit 110 PV-Modulen unterstützt. In den Wohnungen sorgen Lüftungsanlagen für eine behagliche Wohnatmosphäre. Die Geräte wurden speziell für den nachträglichen Einbau in Geschosswohnungen entwickelt und begnügen sich mit einer geringen Bauhöhe der Lüftungskanäle.
Mehrfamilienhäuser mit Luft-Wasser-Wärmepumpe in Hannover-Vahrenwald
Gegenwärtig werden die Häuser Eulerstr. 6 und Parsevalstr. 14 von der Spar- und Bauverein eG saniert und mit einer zentralen Wärmepumpe ausgerüstet. Es handelt sich um zwei Gebäude mit je drei bewohnten Stockwerken mit je drei Wohnungen, also zusammen 18 Wohnungen und rund 1.160m² Wohnfläche. Baujahr ist 1962/1963. Saniert wird seit 2022. Die Anlage soll in Kürze fertig werden. Der Wärmeverbrauch wird von ca. 115 kWh/m² in den letzten Jahren auf ca. 62 kWh/m² reduziert. Eingebaut wird ein doppelter Vertikalwärmetauscher im gemeinsamen Garten und eine 25 kW Stiebel Eltron Wärmepumpe in der Parsevalstr. 14. Die Eulerstr. 6 wird über eine Wärmeleitung durch den Garten mitversorgt. In die Wohnungen wird (durch die alten Schornsteine) warmes Heizwasser mit einer Vorlauftemperatur von ca. 40 bis 45 °C verteilt. In den Wohnungsstationen wird das Trinkwarmwasser in einem Wärmetauscher erwärmt. Wird noch wärmeres Wasser gewünscht, kann die Temperatur elektrisch aufgetoppt werden. Der Installateur rechnet mit einer Jahresarbeitszahl von ca. 3,5.
Bürohaus mit Sole-Wasser-Wärmepumpe in Laatzen
Das Gebäude des FVSHK (Fachverband Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Klempnertechnik Niedersachsen) in Laatzen hat vier Stockwerke (incl. Tiefparterre) und insgesamt eine Nutzfläche von ca. 523m². Das Gebäude wurde 1962 errichtet. 2007 wurde die Wärmepumpenanlage eingebaut. Zwischen 2011 und 2014 wurde die Fassade saniert und neue dreifachverglaste Fenster eingebaut. Im Hof befinden sich acht Ladepunkte für Elektroautos. Zunächst war das Verbandsgebäude mit einer Ölheizung und einem 10.000 l Öltank ausgestattet. Durch den Ausbau des alten Tanks gewann man einen zusätzlichen Kellerraum hinzu. Heute heizen zwei Stiebel Eltron Wärmepumpen parallel mit 13 kW und 16 kW. Ein 700 l Pufferspeicher ist montiert. Trinkwarmwasser wird separat elektrisch erhitzt. Als Wärmequelle werden seit 2017 drei je 145 m tiefe Erdsonden genutzt. Zunächst waren 10 Jahre lang 17 je 22 m tiefe Sonden genutzt worden, die aber zu eng aneinander lagen und im Laufe der Zeit vereist sind.