Auf ein Wort

Veröffentlicht am 1. Oktober 2023

David Jacob Huber, BFW-Geschäftsführer Landesverband Niedersachsen/Bremen

Liebe Immobilienfreunde, wir leben in angespannten Zeiten, gerade was unsere Branche betrifft. Mit diesem Editorial möchte ich Ihnen heute einige Gedanken näherbringen, über die nachzudenken sich lohnt. Denn Immobilien sind nicht nur Gebäude, die einen bestimmten Zweck erfüllen. Immobilien sind Emotionen. In einigen Immobilien können wir schöne Dinge erleben: Waren Sie schon mal in einem Theater? Wunderbar, nicht wahr?

Die teilweise uralte Architektur, die schmucken Fassaden, die stilvolle Gestaltung der Innenräume, die noble Atmosphäre in den Gängen und dann der eigentliche Saal, in dem wir Kunst und Kultur erleben und zumindest für einige Stunden der Realität der Welt entfliehen können.

Oder nehmen wir ein Museum. Meist auch untergebracht in Baudenkmälern. Dort wird Wissen vermittelt, aber auch Geschichte archiviert und der Nachwelt erhalten. In moderneren Museen, die eigens für diesen Zweck gebaut wurden, wird Wissen erlebbar gemacht. Und trägt dazu bei, dass wir Verständnis für unsere Welt oder Technik bekommen. Dann gehen wir weiter in einen Zoo. Auch dort viele Immobilien, die eng mit Emotionen verknüpft sind. Mit Tieren, die wir dort beobachten können, die wir so nie gesehen haben. Ich denke aber, auch an die vielen Büro- und Handelsimmobilien, in denen Menschen arbeiten und Werte geschaffen oder gehandelt werden. In denen Teams aus vielen Schichten der Bevölkerung zusammenarbeiten, um gemeinsam das Unternehmensziel zu erarbeiten oder zu realisieren.

Und zu guter Letzt, denke ich an die Wohnimmobilien: „Zuhause“, „Heimat“ und „Geborgenheit“, das sind die Grundbegriffe, die ich mit unseren Wohnimmobilien verbinde. Ob Mieter oder Eigentümer, die Wohnimmobilie hat immer einen ganz besonderen Wert. Was alle Immobilien gemeinsam haben ist der Fakt, dass sie WERTHALTIG sind. Nein, ich schreibe besser „waren“.

Immobilien beschäftigen Menschen. Allein in den rund 90 Mitgliedsbetrieben des BFW-Landesverbandes Niedersachsen/ Bremen waren 2022 noch über 4.200 Menschen beschäftigt. Rechnet man die Zulieferbetriebe, Handwerksbetriebe, Dienstleister und Industrie dazu, sind es weit mehr als 15.000 Menschen, die direkt oder indirekt im Zusammenhang mit der Immobilie in Lohn und Brot standen. Die Immobilienbranche war seit vielen Jahrzehnten ein zuverlässiger Partner und hat seinen Anteil zum Bruttosozialprodukt und damit zum Wohlstand unseres Landes beigetragen.
Nun verlieren Immobilien in allen Assetklassen innerhalb kürzester Zeit an Wert: ESG, EU-Taxonomie, steigende Zinsen, Bau- und Lohnkosten, steigende Steuern aber vor allem die unselige Politik der Bundesregierung in Bezug auf das Heizungsgesetz, die Förderrichtlinien der GEG und die immer dreister werdenden Eingriffe in die freie Willensbildung der Immobilienbesitzer, ein ungerechtes Mietrecht und der Sanierungszwang tragen dazu bei, dass Immobilien massiv abgewertet werden. Die Banken müssen Wertberichtigungen vornehmen und für Neubauten sind Finanzierer weiter entfernt als „der Mars von der Erde“.

All das in einer Zeit, in der Wohnraum dringender denn je gebraucht wird. Die Singularisierung in der Gesellschaft nimmt weiter zu, immer mehr Menschen leben alleine in einem Haushalt. Und der Zuzug von Menschen aus fernen Ländern nimmt immer mehr an Fahrt auf. Die Wohnungsbauziele, mit denen sich Politiker in den Kommunen, den Ländern und dem Bund gerne profilieren, werden definitiv nicht erfüllt.
Die Faktenlage:

• Menschen bekommen kein Zuhause, weil keine Wohnungen mehr gebaut werden.
• Menschen verlieren ihre Arbeit, weil keine Wohnungen mehr gebaut werden.
• Menschen verlieren Ihre Wohnung, weil keine Wohnungen mehr gebaut werden.
• Menschen verlieren ihr Vermögen, weil keine Wohnungen mehr gebaut werden.

Was können wir tun? Das Verbändebündnis der wichtigsten wohnungswirtschaftlichen Verbände in Niedersachsen hat einen offenen Brief an Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies geschrieben, in dem 5 Offensiven konkret benannt und vorgeschlagen wurden. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch, werden aber nicht diskutiert. Wir können aber auch praktisch handeln und Innovationen zulassen: Neue Bautechniken, die eine Fortentwicklung von Bestehenden sind, anwenden. Hochgradig seriell bauen und zugegebenermaßen dabei auf schöne Architektur verzichten. Anforderungen seitens der Baunormen senken. Den Behördenwusel endlich zurückfahren, das Genehmigungsverfahren auch real beschleunigen und vor allem massiv Geld einsetzen, damit der Wohnungsbau wieder durchstartet.

Politisch alles nur schwer durchzusetzen. Aber ein Muss! Denn sonst gehen die Bürger bald auf die Straßen und kämpfen. Und das will, glaube ich, kein vernünftiger Mensch.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns viel Glück!
David Jacob Huber

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