Corona Kommentar: Impfung – und was dann?

Veröffentlicht am 10. Oktober 2021

Thomas Beutler ist seit mehr als 50 Jahren im Bereich der Haustechnik tätig.

Die Corona-Pandemie hat uns alle im Griff. Jetzt sind wir schon bei Ausgangssperren und Schulschließungen angekommen. Mit Argusaugen schauen wir auf das Thema „Impfen“. Vergessen wir dabei nicht das Behandeln (Medikamente)? Auch die Frage nach Schutzmaßnahmen wird bereits seit mehr als einem Jahr hin und her diskutiert, insbesondere für Alten- und Pflegeheime, aber auch für KiTas und Schulen.

Ja, testen, testen und nochmals testen ist ein Weg. Allerdings steigt damit auch die Inzidenz. Ich bin kein Verschwörungstheoretiker, noch stelle ich Corona in Abrede. Vielmehr gehöre ich zum Personenkreis der dritten Kategorie (über 60-70 Jahre) mit Vorbelastung (Bluthochdruck) und werde mich zur gegebenen Zeit auch impfen lassen. Ich bin aber ganz eindeutig der Auffassung, dass unsere Politik sich zu sehr mit allen möglichen Arten von Freiheitseinschränkung befasst, ohne sich richtig Gedanken über alle anderen Möglichkeiten der Virenbekämpfung zu machen. Vor allem auch technische Möglichkeiten sollten wir endlich ergreifen. Mit der existierenden Gebäudetechnik könnten wir hier sehr viel erreichen, um unserem alten Leben wieder näher zu kommen. Ich bin langjährig (mehr als 50 Jahre) im Bereich der Haustechnik, verbunden damit auch in der Lufttechnik, tätig.

Beginnen wir beim Lüften: Hier hinken wir z.B. schon gut 50 bis 60 Jahre den Finnen hinterher. Luftaustausch mit KWL-Anlagen (mit Wärmerückgewinnung) hilft nicht nur für eine stetig gute Durchlüftung, sondern hilft nebenbei auch beim Energiesparen und dem Klimaschutz. Seit mehr als 25 Jahren versuchen wir in Deutschland (mit steigendem Erfolg – allerdings größtenteils den EnergieEinspar-Gesetzen geschuldet), KWL-Anlagen in Gebäuden unterzubringen. Bei uns ist es, trotz Klimawandel und Luftverschmutzung, jedoch einfach immer nur eine Kostenfrage gewesen.

Die schlimmsten Auswirkungen hat das aber insbesondere in Schulen, aber auch in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern und Kindertagesstätten mit sich gebracht. Keinen Menschen hat z.B in den Schulen (kenne ich auch aus meiner eigenen Kindheit) in den vergangenen Jahrzehnten die Pettenkofer-Zahl* interessiert. Trotz diverser Vorschriften und den sogenannten „Regeln der Technik“ wurde das bis heute ignoriert. Und jetzt? „Wegen Corona kann man ja über Fensterlüftung die besten Werte erreichen“, heißt es dann oft von selbsternannten Experten. Technologie von Vorgestern! Obendrein nachweislich absolut unzureichend.

Nur über technische Lösungen (z. B. KWL-Anlagen) kann man auf Dauer die Raumluft auf einem vernünftigen Niveau halten und obendrein etwas für den Klimaschutz tun, ob in privaten oder in öffentlichen Gebäuden. Luftreiniger (soweit es sich um professionelle, geprüfte Geräte handelt) können dazu ergänzend, oder sollte eine Lüftungsanlage nicht möglich sein, trotzdem bis zu mindestens 90 % der vorhandenen Viren ausfiltern und abtöten. Alles das kann man auch für Einzelhandel, Friseur und Gastronomie usw. nutzen. Türluftschleier mit Luftreinigungseffekt können als Schleusen in allen Eingangsbereichen dienen.

Auch UV-C Leuchten können während des Leuchtenbetriebes eine Lösung bieten: Die Leuchte sorgt für eine Umwälzung der Luft bei gleichzeitiger Sterilisation durch das UV-C Licht. Die Leuchte kann an die Wand geschraubt oder aber mit optionalem Standfuß mobil eingesetzt werden. Anwendungsgebiete sind ebenfalls Klassenräume, Speisesäle in Seniorenheimen und Jugendherbergen sowie Wartezimmer in Arztpraxen oder Besprechungsräume in Büros. Wir stecken Milliarden von Euros in alle möglichen Wirtschaftszweige, aber warum investieren wir nicht endlich in unser aller Zukunft – in unsere Kinder und Jugendlichen? Stattdessen lassen wir unseren Nachwuchs, mit allen Folgen, die sich daraus ergeben, einfach zu Hause. Getreu dem Motto: Wenn alle durchgeimpft sind, wird es vielleicht ja wieder besser. Und was dann? Kommt eventuell die nächste Pandemie! Nur immer weiter abschotten, zerstört auf Dauer mehr, als es nützt. Handeln wir endlich – und das richtig und am besten sofort!

Thomas Beutler, im April 2021
*Pettenkofer-Zahl
Am stärksten verunreinigt wird die Innenraumlauft durch den Menschen selbst – davon war der Münchner Chemieprofessor Max von Pettenkofer überzeugt. In seinem 1858 erschienen Buch „Über den Luftwechsel von Wohngebäuden“ vertrat er die These, dass die Luftverschmutzung durch eine gute Reinigung von Gebäuden deutlich reduziert werden kann. Nicht gänzlich zu vermeiden sei jedoch die Kohlendioxidbelastung durch die ausgeatmete Luft der Bewohner und die Stoffabgabe über deren Haut, schrieb der bayerische Hygieniker. Als oberen Grenzwert für eine ausreichende Luftqualität definierte er eine Zunahme des Kohlendioxidgehalts im Vergleich zur Aussenluft um 0,1 Volumenprozent. Das entspricht 1.000 Kohlendioxid-Molekülen auf 1 Million Luftteilchen (parts per million, ppm). Die sogenannte Pettenkofer-Zahl galt lange als Massstab zur Bewertung der Innenraumluft. Erst in jüngster Zeit wurde sie von differenzierteren Klassifikationen abgelöst. Die seit 2008 in Deutschland geltenden Leitwerte für Kohlendioxidkonzentrationen in der Innenraumluft unterscheiden zwischen „hygienisch unbedenklich“ (bis 1.000 ppm), „hygienisch auffällig“ (bis 2.000 ppm) und „hygienisch inakzeptabel“ (ab 2.000 ppm).

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