Wir wollen zu „netto null CO2“

Veröffentlicht am 4. Januar 2022

Dr. Fabian Ziegler, Vorstandsvorsitzender vom en2x-Wirtschaftsverband Fuels und Energie. Foto: Shell Deutschland GmbH/Ernst Bode

Die deutsche Mineralölwirtschaft strebt das Ziel von netto null CO2-Emissionen bis 2045 an: „Unsere Branche kann und will mit ihren Technologien, ihrem Know-how und mit neuen Produkten Teil der Lösung sein. Und das heißt ganz klar: Am En-de des Prozesses wird die Mineralölwirtschaft keine Mineralölwirtschaft mehr sein“, sagte Dr. Fabian Ziegler, Vorstandsvorsitzender des en2x-Wirtschaftsverbandes Fuels und Ener-gie auf der Auftakt-Pressekonferenz des neuen Verbandes.

Um dieses Ziel zu erreichen, seien das Institut für Wärme und Mobilität (IWO) und der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) im neuen en2x – Wirtschaftsverband Fuels und Energie e.V. verei-nigt worden. „Die Vielfalt der Branche zeigt sich in der Bandbreite der 34 Mitgliedsfirmen: Egal ob internationale Unternehmen oder regional verankerter Mittelstand – sie alle sorgen dafür, dass die Wirtschaft produzieren kann, dass wir mobil bleiben, dass wir es zu Hause warm haben.“ Diese Aufgabe wollen die Unternehmen auch künftig übernehmen, doch mit einem anderen Portfolio: „Wir haben den Wandel eingeleitet und bewegen uns weg vom fossilen Öl, hin zu treibhausgasärmeren Energieträgern.“ Der Name en2x sei dementsprechend abgeleitet von energy to x – wobei das „x“ die Vielzahl an Energieträgern, Herstellungs- und Einsatzmöglichkeiten darstelle, die für die Klimaziele benötigt werde.

Raffinerien und Tankstellen werden zu Zentren für CO2-neutrale Energie

Der Anteil von Mineralöl an der gesamten deutschen Energieversorgung betrage aktuell rund ein Drittel. Einschließlich der Kundenemissionen entspreche dies in etwa auch dem Anteil des nationalen CO2-Fußabdrucks der Branche an den gesamten Kohlendioxid-Emissionen: „Diesen Fußabdruck müssen und wollen wir bis 2045 auf netto Null bringen.“
Von den Mineralölprodukten gehen derzeit rund 60 Prozent in den Verkehr und knapp 20 Prozent in die Wärmeversorgung, der Rest von gut 20 Prozent sind Ausgangsstoffe für die chemische Industrie – zum Beispiel als Bitumen für Dächer, Straßen und Radwege und als Schmierstoffe für Maschinen oder Windräder.

Für den laufenden Wandel nannte Ziegler als Beispiele:
• Raffinerien gehören heute zu den größten Wasserstoffproduzenten und -konsumenten überhaupt. Sie sind die natürlichen Standorte für die Erzeugung CO2-neutralen Wasserstoffs.
• Ausgestattet mit Schnellladesäulen und Strom aus erneuerbaren Energien werden Tankstellen zu Mobilitäts-„Hubs“ der Zukunft.
• Parallel dazu schreitet der Aufbau eines Tankstellennetzes für Wasserstoff-Fahrzeuge voran.
• Dazu wird es weitere alternative bzw. fortschrittliche „Fuels“ geben, um etwa den Flug-, Schiffs- und Schwerlastverkehr zu dekarbonisieren.
• Außerdem arbeite die Branche, zusammen mit der chemischen Industrie, an dekarbonisierten Chemie-Produkten.

Gute Ansätze bei Wasserstoff – Defizite bei modernen Biokraftstoffen

Um die Energiewende zum Erfolg zu machen, müssten auch die von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen stimmen, forderte Ziegler. „Der Koalitionsvertrag klingt vielversprechend. Kosteneffizienz, Technologie-Offenheit und der CO2-Preis sollen künftig demnach eine wichtige Rolle spielen.“ Positiv seien zudem „das Update der nationalen Wasserstoffstrategie und die Förderung strombasierter Kraftstoffe, insbesondere für den Luftverkehr“. Dagegen seien etwa nachhaltigere dekarbonisierte Chemie-Produkte „noch nicht ganz greifbar“, und einiges, wie Biokraftstoffe, auch Fortschrittliche fehle gänzlich. Ziegler: „Wenn es gelingt, manche Punkte noch mehr in den Blick zu nehmen, bin ich sicher, dass unsere Mitgliedsunternehmen mit ihren vielfältigen Angeboten eine starke Rolle beim Gelingen der Energiewende spielen werden. Wir wollen mit den politisch Verantwortlichen sprechen und uns dem kritischen Dialog mit der Gesellschaft stellen. Aber eines dürfen wir auf keinen Fall vergessen: Wir müssen und wollen die Menschen, unsere Kunden mitnehmen, denn ohne sie, wird und kann die Energiewende nicht gelingen.“

Gründungsbericht erschienen

Gleichzeitig zur Pressekonferenz ist der Gründungsbericht von en2x erschienen, der die laufenden und geplanten Aktivitäten sowie Ziele der Mitgliedsunternehmen im neuen Verband für eine treibhausgasreduzierte Energieproduktion und -nutzung detailliert darstellt. Das betrifft etwa die Produktion von grünem Wasserstoff oder die Frage der künftigen Energiebesteuerung.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

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