Wärmepumpenpreis 2023 verliehen

Veröffentlicht am 2. Oktober 2023

Dr. Jens Clausen vom Borderstep-Institut in Hannover erläuterte die Hintergründe zu den einzelnen Kategorievergaben. (Foto: Ulrich Pucknat)

Lange hat das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die Frage, wie wollen oder wie sollen wir in Deutschland zukünftig heizen, die Gemüter in Politik und Gesellschaft in den letzten Monaten mächtig erhitzt. Die Wärmepumpe stand dabei oftmals im Mittelpunkt der Diskussionen - gerade was ihren Einsatz in älteren, wenig sanierten Gebäuden angeht. Die Praxis zeigt, dass die Wärmepumpe als Heizsystem in älteren Gebäuden hervorragend funktioniert - effizient und umweltschonend.

Ende September zeichnete die niedersächsische Umwelt-Staatssekretärin Anka Dobslaw, Schirmfrau der „Woche der Wärmepumpe“, drei Hausbesitzer mit dem Niedersächsischen Wärmepumpenpreis und Preisgeldern in Höhe von je 1.000 Euro aus. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Veranstaltungswoche bereits zum zweiten Mal statt und wurde unter anderem initiiert von Dr. Jens Clausen vom Borderstep-Institut aus Hannover. Die Preisübergabe wurde moderiert von Christoph Linden, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN). Die Preisgelder wurden gesponsort von den Firmen Stiebel Eltron, Vaillant und Der Wärmepumpen-Partner/ alpha innotec. Der Niedersächsische Wärmepumpenpreis wurde in drei Kategorien vergeben. Die Preisträger kommen aus Holzminden, Bad Salzdetfurth und Plockhorst.

Kategorie 1: Die überzeugendste Wärmepumpenanlage in einem nur wenig sanierten Einfamilienhaus

Über den Preis in dieser Kategorie freuten sich Petra Hundertmark und Detlef Schuster aus Holzminden. Die Sanierung im Jahr 2017 des Wohnhauses von 1933 hatte zum Ziel, den Charakter ihres Hauses zu erhalten und dennoch eine hocheffiziente Beheizung zu ermöglichen.
Um auf eine Sanierung der Außenwände verzichten zu können, wurden zunächst das Dach isoliert, moderne Fenster eingebaut und die notwendige große Wärmemenge über eine Fußbodenheizung und durch groß dimensionierte Heizkörper in das Gebäude eingebracht. Die Luft-Wasser Wärmepumpe mit nur 5 kW Leistung ist optimal eingestellt und lässt sich dank großer Heizflächen mit einer niedrigen Vorlauftemperatur betreiben. Das führt zu einem sehr effizienten Betrieb mit einer Jahresarbeitszahl von knapp 4. Die niedrige Leistung der Wärmepumpe macht es erforderlich, sie im Winter Tag und Nacht zu betreiben. Das ist zwar ungewohnt, aber für das Heizen mit niedriger Vorlauftemperatur hilfreich. Um es auch bei sehr niedrigen Temperaturen unter -5 °C warm im Haus zu haben, ist zusätzlich ein Kaminofen installiert. Die klein dimensionierte Wärmepumpe mit der guten Leistung im wenig sanierten Bestandsgebäude hat die Jury überzeugt.

Christoph Linden, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der KEAN, moderierte die Preisverleihung des Wärmepumpenpreises 2023. (Foto: Ulrich Pucknat)

Die Gewinner der diesjährigen Wärmepumpenpreise in Niedersachsen: Egbert Homeister, Rainer Scholz, Anka Dobslaw, Petra Hundertmark und Detlef Schuster. (Foto: Ulrich Pucknat)

Kategorie 2: Die überzeugendste Wärmepumpenanlage in einem Mehrfamilienhaus

Den Titel „Überzeugendste Wärmepumpe in einem Mehrfamilienhaus“ sicherte sich Rainer Scholz aus Plockhorst, Gemeinde Edemissen im Landkreis Peine. Er übernahm vor einigen Jahren ein 1940 als Bahnhof errichtetes Gebäude in einem schlechten baulichen Zustand. Durch eine Innenwanddämmung, neue Fenster, eine Dachdämmung sowie einen neuen Anbau entstand ein attraktives Wohngebäude mit vier Wohneinheiten und einer Energieeffizienzklasse C. Die gesamte Wohnfläche beträgt ca. 520 m². Die installierte Luft-Wasser-Wärmepumpe leistet 24 kW, ist für eine Vorlauftemperatur von bis zu 55 °C ausgelegt und erreicht eine Jahresarbeitszahl von ca. 3,5. Sie kann durch eine Warmwasserwärmepumpe unterstützt werden. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt durch groß ausgelegte Konvektorheizkörper. Die Stromversorgung wird von einer Photovoltaikanlage mit 12,8 kWp unterstützt. Trotz mancher Zweifel, ob dieses große Gebäude mit einer Wärmepumpe gut beheizt werden kann, hat sich Rainer Scholz für eine klimafreundliche Wärmepumpe entschieden. Dieses Engagement wollte die Jury mit dem Preis würdigen.

Kategorie 3: Die innovativste Wärmepumpenheizung Niedersachsens steht in Bad Salzdetfurth

In dieser Kategorie hat das Gesamtkonzept die Jury überzeugt: Egbert Homeister aus Bad Salzdetfurth ließ eine 8 kW Luft-Wasser Wärmepumpe in sein Gebäude-Ensemble mit einer Wohnfläche von insgesamt 360 m² einbauen. Das Haus aus dem Jahr 1936 mit drei Wohnungen, in denen 9 Personen leben, wurde kontinuierlich um- und ausgebaut, verklinkert und gedämmt. Die Wärmepumpe versorgt das gesamte Gebäude über einen Pufferspeicher. Die Entscheidung des Hauseigentümers fiel auf eine Wärmepumpe, die über ein Online-Portal digital gesteuert werden kann – was am Markt keine Selbstverständlichkeit ist. Auf mehreren Dächern der Häuser sind insgesamt 29,8 kWp Solarpaneele installiert, die Strom über mehrere Wechselrichter einspeisen. Die Anlage ist über eine App fernsteuerbar und bereits jetzt mit einem SmartMeter auf die Nutzung zu erwartender zeitvariabler Stromtarife vorbereitet. Die beiden Elektroautos, die von den Bewohnern des Gebäude-Ensembles betrieben werden, eines davon fähig für sogenanntes bi-direktionales Laden, können an verschiedenen Wallboxen geladen werden. Zusammen mit dem stationären Stromspeicher stehen auf diese Weise bei Netzausfall bis zu 90 kWh Strom zur Verfügung. Für diesen Versorgungsfall lässt sich das Netz des Hauses vom Stromnetz trennen und als „Inselnetz“ betreiben. Das Urteil der Jury daher eindeutig: Egbert Homeister hat mit der umfassenden Digitalisierung seiner Wärmepumpe innovative Wege beschritten. Deshalb erhielt die Anlage aus Bad Salzdetfurth die Auszeichnung als innovativste Wärmepumpenheizung Niedersachsens.

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