Veröffentlicht am 1. Januar 2024
Von den ursprünglich geplanten 6.252 Wohneinheiten in Niedersachsen und Bremen werden in 2023 aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen nur noch 2.817 Wohneinheiten realisiert. (Foto: Ralph / pixabay.com)
Die aktuelle Krise im Wohnungsbau macht auch in Bemen und Niedersachsen keinen Halt. Dies zeigen die jüngsten Ergebnisse einer Umfrage des BFW-Niedersachsen/Bremen. Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen geben an, dass sich ihre Geschäftstätigkeit im Jahr 2023 negativ entwickelt hat. Gründe liegen vor allem im Vermarktungseinbruch, in hohen Finanzierungshürden, langen Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie in hohen Baumaterialpreisen.
Um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln, fordern die Unternehmen unter anderem eine Vereinfachung der Normen und des Bauplanungsrechtes, zinsvergünstigte Darlehen für die Neubauförderung und steuerliche Anreize bzw. Erleichterungen. An der Umfrage beteiligten sich rund 75 Unternehmen. Ursprünglich hatten die befragten Unternehmen für 2023 den Bau von 6.252 Wohneinheiten geplant. Realisiert werden unter den aktuellen Bedingungen lediglich 2.817 Wohneinheiten. Das entspricht einem Minus von 55 Prozent. „Wir können nur immer wieder darauf hinwiesen, dass in diesen Zahlen noch viele Wohneinheiten enthalten sind, die bereits vor der dramatischen Verschlechterung der Branchensituation geplant wurden und in Teilen noch mit alten Förderungen realisiert werden. Deshalb ist davon auszugehen, dass der Wohnungsneubau im nächsten Jahr weiter rapide einbrechen wird“, mahnt Dirk Streicher, Vorstandsvorsitzender des BFW-Niedersachsen/Bremen.
Stimmung auf dem Tiefpunkt
Die um über 50 Prozent eingebrochene Neubautätigkeit spiegelt sich auch im Stimmungsbarometer wider: Auf einer Skala von 1 (besonders negativ) bis 10 (besonders positiv) fragte der Landesverband nach den Zukunftsaussichten für die Branche, sofern sich die aktuellen Rahmenbedingungen nicht innerhalb der nächsten sechs Monate ändern. Im Durchschnitt liegt der Wert bei 3 Punkten.
Vermarktungseinbruch als Hemmnis
Vermarktungseinbruch (61%) und Finanzierungshürden (59 %) belasten nach Angaben der Befragten die Unternehmen derzeit am stärksten in ihrer Geschäftstätigkeit. Darauf folgen die Dauer der Planungs- und Genehmigungsverfahren (39%) und die hohen Baumaterialpreise (37%). Auffällig ist, dass der Mangel an Bauland kaum noch eine Rolle spielt (7%). Im Gegensatz zu einer BFW-Umfrage aus dem Frühjahr 2022 gaben dort noch ein Drittel der Befragten (33%) an, dass mangelndes Bauland der Schaffung von neuem Wohnraum entgegensteht.
Klare Forderungen an die Politik
Unter den zwölf Forderungen, die der BFW-Bundesverband zur Entlastung der Branche formuliert hat, ragen sechs heraus: Die Unternehmen plädieren dafür, das Bauplanungsrechts zu vereinfachen (48%), Normen auf den Prüfstand zu stellen und zu vereinfachen (45%), die Neubauförderung für den Effizienzstandard EH 55 mit 2% zinsvergünstigtem Darlehen (43%) anzubieten und die Baukosten durch gesetzliche Deregulierung zu senken (41%). Auch steuerliche Entlastungen durch Absenkung der Grunderwerbsteuer auf ein investitionsfreundliches Niveau (39%) und das Absenken der Mehrwertsteuer für den Wohnungsbau (39%) werden von den Befragten gefordert.
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass auch die Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen immensen Herausforderungen gegenübersteht. Was deutlich wird: Es braucht ein Bündel an Maßnahmen, um die aktuelle Krise abzuwenden und den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.
Der Verband appelliert daher weiter an die Politik, noch lösungsorientierter und vor allem schneller zu handeln, um die gesamtgesellschaftlichen Folgen abzuwenden. „Wir freuen uns, dass die Zusammenarbeit mit der Landespolitik sowohl in Niedersachsen als auch in Bremen gut funktioniert. Dennoch zeigen die Ergebnisse – um Arbeitsplätze zu erhalten und Wohnungen bauen zu können, muss die Politik schnell die Branche entlasten“, mahnt der BFW-Vorstandsvorsitzende Dirk Streicher.