Auf ein Wort

Veröffentlicht am 1. Mai 2023

David Jacob Huber, BFW-Geschäftsführer Landesverband Niedersachsen/Bremen

„Game over für den Wohnungsbau“, „Die Party ist vorerst für lange Zeit vorbei“ - diese beiden Sätze sind beim jüngsten Hannover-Forum so gesagt worden. Und sie beschreiben klar und deutlich, was gerade passiert. Noch drehen sich Baukräne, noch ist Leben auf den Baustellen. Auf den Baustellen, die vor Beginn der Krise begonnen wurden. Denn die Unternehmen wollen die begonnenen Vorhaben noch fertigstellen, wohlwissend, dass sich die Rendite ggf. auch ins Negative wandeln kann.

Vertreter aus Politik und Verwaltung halten dagegen: „Wir haben 2022 und im ersten Quartal 2023 Baugenehmigungen erteilt.“ Die Statistik sagt zwar, dass es deutlich weniger als in den Jahren vorher sind, aber immerhin. An diesem Strohhalm halten sich viele fest, die Entscheidungen treffen müssen. Wenn man aber beginnen würde, auf die Baubeginnanzeigen zu schauen, würde man sehr deutlich das aktuelle dramatische Bild erkennen. Es wird so gut wie kein neues Bauvorhaben mehr begonnen. Die erteilten Baugenehmigungen sind daher nur leere Hülsen ohne Inhalt. Die Projekte werden zumindest zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht erst begonnen. Was bedeutet das? Die Folgen sind weitreichend. Als erstes werden wir in kurzer Zeit erleben, dass Bauträger und Projektentwickler vom Markt verschwinden. Herr Habeck würde sagen: „Die gehen nicht in Insolvenz, die hören nur auf zu bauen.“ Das mag vielleicht sogar stimmen. Die Arbeitsplätze gehen dennoch verloren. Die nächste Phase sind Bauunternehmen: Zuerst fängt es bei den Rohbauern an. Bereits jetzt erfahren wir aus Insiderkreisen, dass die Auftragsbücher für 2024 gähnend leer sind. Weiter geht es bei den TGA-Unternehmen, also all denen, die sich mit Heizung, Wasser und Abwasser beschäftigen. Die nächste Runde sind die Trockenbauer, Fliesenleger, Bodenleger und Maler. Und irgendwann geht auch den GALA-Unternehmen die Arbeit aus. An all diesen Gewerken hängen unglaublich viele Arbeitsplätze, die verloren gehen: „Mitarbeiter und Kompetenzträger, die der Branche verloren gehen, bleiben auch im Fall einer möglichen Wiederbelebung verloren“ – darin sind sich alle Experten einig. Das ist die eine Seite der vergifteten Medaille. Die andere Seite ist noch viel hässlicher: In Zeiten, in denen der Wohnungsleerstand in den Metropolen und Städten bei unter 1% liegt und immer mehr Menschen auf der Suche nach Wohnungen sind, ist der gestoppte Neubau mehr als eine Katastrophe. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Mietpreise nach oben gehen. Sie zeigen aber auch, dass die Dynamik der Preissteigerungen exorbitant zunimmt. Und weiter zunehmen wird.

Seit der letzten Zählung ist Deutschland gewachsen: Über 1,5 Mio. Menschen mehr leben nun in Deutschland. Viele von diesen leben in Flüchtlingsunterkünften, angemieteten Hotels, leeren Bürohäusern und Turnhallen und leider auch wieder unter Brücken und auf der Straße. Die Bilder in den Städten ändern sich dramatisch. Immer mehr Menschen, die keine Unterkunft haben, sind dort zu sehen. Die Städte und Gemeinden sowie die Kommunalverwaltungen stöhnen unter der Last. Es ist den Bürgern nicht mehr zu vermitteln, dass ihre Steuergelder statt für die Aufrechterhaltung der Infrastruktur, für Unterkünfte für Menschen, die bei uns Schutz suchen, aufgewandt werden. Nun sagen viele, dass wir doch in allen Branchen händeringend Mitarbeiter suchen. Das stimmt. Aber wer sich als Unternehmer damit beschäftigt, Mitarbeiter aus fremden Ländern einzustellen, wird schnell feststellen, dass die Behörden sich viele Wege ausgedacht haben, das zu verhindern. Die Bürokratie, die Vorgaben und Grundlagen sind nicht geeignet, jemanden schnell und unkompliziert in Lohn und Arbeit zu bringen. Dazu kommt die Sprachbarriere. Es brennt offensichtlich an allen Ecken und Enden. Nur nicht in Berlin, genauer gesagt in den Partei- und Regierungszentra- len. Da wird munter weiter daran gearbeitet, den Wohnungsbau weiter sicher und effektiv zu verhindern: EFH 55, EFH 40, Solardachplicht, BEG-Förderungen und BEG-Fördergrundlagen, Neudefinition der erneuerbaren Energien und vieles mehr sind nicht geeignet, den Wohnungsbau anzukurbeln. Und all das macht den Wohnungsbau, sofern er begonnen wird, unsagbar teuer. Ich bin gespannt, wie lange und weit der Bogen noch gespannt werden kann, bis die Bürger auf die Barrikaden gehen. Vor mehr als 12 Jahren habe ich in diesem Magazin eine Aussage getroffen, die sich leider jetzt zu bewahrheiten beginnt. Denn da habe ich geschrieben, dass Wohnungsmangel die Kraft haben wird, unsere Gesellschaft zu sprengen. Und diese Aussage gilt heute mehr denn je. Was ich persönlich bedauere. Meine Damen und Herren, ich würde viel lieber was Positives schreiben. Leider fällt mir dazu nicht so viel ein. Bis auf die Tatsache, dass jede Krise auch ihre Chancen bietet. Denn nun rückt ein Thema immer mehr in den Fokus: Das energieautarke Bauen und Wohnen. Und Innovationen haben immer mehr Chancen. Techniken, über die man vor einigen Jahren noch gelächelt hat, werden nun interessant. Start-Up-Unternehmen mit innovativen Techniken sind nun mehr denn je gefragt. Viele dieser Unternehmen werden auch auf der Real Estate Arena 2023 zu finden sein. Wie auch wir vom BFW-Niedersachsen/Bremen. Besuchen Sie uns in Halle 004 Stand E71. Wir freuen uns auf Sie.

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