Drehkreuz Niedersachsen

Veröffentlicht am 2. Oktober 2022

Ministerpräsident Stephan Weil (Foto: Nds. Staatskanzlei/Holger Hollemann)

„Die grundsätzliche Wiederaufnahme der Gaslieferungen über die Pipeline NordStream 1 ist zunächst einmal eine gute Nachricht für die europäische Erdgasversorgung. Wir dürfen aber keinesfalls den Fehler machen, uns nun über den Sommer hinweg in falscher Sicherheit zu wiegen. Niemand kann ausschließen, dass Russland nicht schon morgen einen neuen Grund findet, um Gaslieferungen nach Europa zu drosseln oder ganz einzustellen.“

So formulierte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil noch am 21. Juli. Nur wenige Wochen später stellte Russland die Gasversorgung Deutschlands aus unterschiedlich argumentierten „Gründen“ gänzlich ein. Quasi vorausschauend hatte er bei einem Ortstermin des Offshore-Windparks bei Borkum argumentiert: „Gaslieferungen nach Gutsherrenart können kein sicheres Standbein für unsere Gasversorgung sein. Wir müssen davon ausgehen, dass Russland weiterhin nach Belieben Versorgungsängste in Europa schüren und die Gaspreise in die Höhe treiben wird. Aus diesen bitteren Lehren der vergangenen Monate müssen wir die richtigen Schlüsse ziehen.

Wir dürfen uns auch nicht erpressen lassen. Was ist zu tun? Wir müssen weiter alles daransetzen, schnellstmöglich unabhängig von Russland zu werden. Dies gilt zunächst rein physisch durch den Aufbau von LNG-Importkapazitäten. Niedersachsen mit seinen Seehäfen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Wir arbeiten bereits seit Monaten mit Hochdruck daran, noch in diesem Jahr LNG-Importe über Wilhelmshaven zu ermöglichen und ab nächstem Jahr auch über Stade. Darüber hinaus müssen wir uns weiterhin konsequent auf den Ernstfall einstellen, das heißt, auf einen Winter ohne russische Gaslieferungen. Ganz in diesem Sinne sollten wir die Wiederaufnahme der russischen Lieferungen gezielt dafür nutzen, die Befüllung unserer Speicher als Sicherheitspuffer für den Winter zu forcieren.

Gleichzeitig muss in allen Bereichen an einer Verringerung des Gasverbrauchs gearbeitet werden. Das betrifft die Wirtschaft, die öffentliche Verwaltung und die privaten Haushalte gleichermaßen. In Niedersachsen habe ich hierzu einen Prozess mit den Sozialpartnern und weiteren zentralen Verbänden und Akteuren initiiert. Da davon auszugehen ist, dass die Energiepreise absehbar hoch bleiben und auch die Teuerungswelle insgesamt kaum zurückgehen dürfte, muss es zusätzliche Entlastungen des Bundes vor allem für Menschen mit kleinem Geldbeutel geben, die dann auch Rentner und Studierende einbeziehen…“

Jörg Kubitza (links), Geschäftsführer des Ørsted-Windparks: „Mit Blick auf die neu beschlossenen Ausbauziele für Offshore-Windkraft haben wir ambitionierte Ziele vor uns, die wir als Industrie liefern werden.“ Und Stephan Weil ergänzte: „Offshore Windenergie wird eine besonders wichtige Grundlage für eine klimaneutrale Energieproduktion in Deutschland sein. Ein schneller Ausbau liegt auch im niedersächsischen Interesse.“ (Foto: STK/M. Assanimoghaddam)
Jörg Kubitza (links), Geschäftsführer des Ørsted-Windparks: „Mit Blick auf die neu beschlossenen Ausbauziele für Offshore-Windkraft haben wir ambitionierte Ziele vor uns, die wir als Industrie liefern werden.“ Und Stephan Weil ergänzte: „Offshore Windenergie wird eine besonders wichtige Grundlage für eine klimaneutrale Energieproduktion in Deutschland sein. Ein schneller Ausbau liegt auch im niedersächsischen Interesse.“ (Foto: STK/M. Assanimoghaddam)
Vor der Niedersächsischen Nordseeküste informierte sich Ministerprä- sident Stephan Weil über den Offshore-Ausbau des Ørsted-Windparks Borkum (Riffgrund 2). (Foto: STK/M. Assanimoghaddam)
Vor der Niedersächsischen Nordseeküste informierte sich Ministerpräsident Stephan Weil über den Offshore-Ausbau des Ørsted-Windparks Borkum (Riffgrund 2). (Foto: STK/M. Assanimoghaddam)

Anzeige

Mehr aus Editorial