Auf ein Wort…

Veröffentlicht am 18. Dezember 2022

David Jacob Huber, BFW-Geschäftsführer Landesverband Niedersachsen/Bremen

„Die Wohnungswirtschaft ist die letzte rote Linie - wenn diese Branche nicht mehr investiert und beauftragt, dann bricht alles zusammen!“ Ich habe heute bewusst diesen Satz ganz an den Anfang meines Editorials gestellt, denn er trifft den Kern der Sache. ­Er ist einem Kommentar zur Online-Berichterstattung über eine Branchenveranstaltung, in der Klartext geredet wurde, entnommen. Vor einigen Tagen war ich in Berlin auf einer solchen Branchentagung, in der Unternehmer der privaten, mittelständischen und inhabergeführten Immobilienwirtschaft aus ihren Betrieben berichteten.

„Es ist an der Zeit, Tacheles zu reden“, war das Resümee dieser Tagung. Und genau das werden als BFW nun tun. Wir werden stärker, schneller und effizienter auf allen uns zur Verfügung stehenden Kanälen informieren, kritisieren und Vorschläge unterbreiten. Und dabei immer wieder auch unsere Mitglieder in Wort und Bild zu Wort kommen lassen. Die Immobilienwirtschaft trägt schon seit vielen Jahren zu einem großen Teil zum Bruttosozialprodukt unseres Landes bei. Zusammen mit allen nachgelagerten Unternehmen, wie Industrie, Dienstleistung und Handwerk, zählt unsere Branche zu den wichtigsten Arbeitgebern. Fast jeder zweite hat direkt oder indirekt mit der Wohnungswirtschaft zu tun.

Gleichzeitig sorgen wir dafür, dass Wohnraum gebaut, entwickelt und erhalten wird. Wir sanieren, modernisieren Wohnraum und Quartiere, entwickeln Städte weiter und sorgen dafür, dass Bürger gut und sicher wohnen können. Gerade die privaten Immobilienunternehmen, Bauträger und Projektentwickler haben in den letzten Jahrzehnten mehr als 50 % des Geschosswohnungsbaus in unseren Städten organisiert und damit für ein gutes Angebot an guten Wohnungen gesorgt.

Durch die aktuellen Krisen sind unsere Wohnungsbestände jedoch in Gefahr: Wenn Mieter oder Eigentümer nicht mehr in der Lage sind, ihre Wohnräume ausreichend zu beheizen, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Schimmel sich einnistet und ausbreitet. Die Bauschäden, aufgrund zu geringer Temperatur und falschem Lüftungsverhalten, werden in den nächsten Monaten zunehmen. Da sind sich die Experten sicher. Der BFW-Niedersachsen/Bremen hat schon im Mai 2022 im Rahmen der Bündnisarbeit eine massive Unterstützung der Mieter gefordert. Und der Ruf wurde erhört: Gemeinsam mit anderen wohnungswirtschaftlichen Verbänden und Niedersachsens Minister Olaf Lies ist es noch vor der Landtagswahl gelungen, einen Notfallfonds auf den Weg zu bringen. Über dessen Ausgestaltung kann man durchaus streiten. Aber es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Die Energiekrise ist allein schon dramatisch genug. Nun kom-men aber noch die Folgen des Krieges in der Ukraine auf uns zu. Millionen Menschen sind dort bereits ohne Strom, Gas oder Wasser in den Städten und der Kälte des nahenden Winters nahezu schutzlos ausgeliefert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Menschen aufmachen und zu uns kommen. Wo werden wir diese Menschen unterbringen? Von Seiten der Bundesregierung gibt es entweder gar keine oder grundfalsche Antworten, wie ich meine. Der Senat in Hamburg hat schon im Oktober eine rote Linie überschritten und erste Immobilien quasi konfisziert, um dort geflüchtete Menschen unterzubringen. Das ist definitiv die falsche Antwort, auf die sich abzeichnende neuerliche Flüchtlingskrise.

Andere Kommunen gehen dazu über, Mietern in ihren Wohnungen zu kündigen, um dort die nun ankommenden Menschen unterzubringen. Was das für den sozialen Frieden bedeutet, kann man sich ausrechnen. Trotz der Not der Flüchtlinge, ist dies eine rote Linie, die hier überschritten wird: Wenn deutschen Staatsbürgern die Wohnungen gekündigt werden, um Platz für Flüchtlinge zu schaffen, ist das keine Lösung, sondern ein ge-fährlicher Brandbeschleuniger.

Jede Krise bietet aber auch Chancen: Ich habe in den letzten Monaten viele Unternehmen mit neuen Ideen kennenlernen dürfen. Einige von ihnen werden wir als Kooperationspartner unseres Verbandes begrüßen dürfen. Die Lösungen, die sie mit-bringen, sind unkonventionell, bezahlbar und vor allem auch schnell umsetzbar. Auch wenn es manchmal schwerfällt, es noch zu glauben – ich bin immer noch Optimist. Ich glaube daran, dass gerade jetzt, in Zeiten der Krisen, neue Gedanken- und Geschäftsmodelle entstehen werden, die einen Teil dazu beitragen, dass die Krisen überwunden oder die Folgen abgemildert werden.

Ich glaube aber auch fest daran, dass gerade jetzt Netzwerke wie unser Verband unglaublich wichtig sind. Das haben wir bei der 10. nordwestdeutschen Immobiliennacht, bei der wir auch das 40jährige Bestehen des BFW-Niedersachsen/Bremen gefeiert haben, erlebt. Fast 200 Teilnehmer haben diese Veranstaltung genutzt, um sich zu treffen und auszutauschen. Gemeinsam geht es eben doch besser. Mein Motto, das mich seit meiner Lehrzeit begleitet, bewahrheitet sich heute mehr denn je: „Alleine kann man Vieles schaffen – im Netzwerk kann man alles schaffen – es gibt keine Grenzen!“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, Ihren Familien, Freunden und Mitarbeitern einen schönen Advent und eine gute Weihnachtszeit.

David Jacob Huber

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